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Wie Donald Trump am Weltkindertag deren Zukunft im Klo runterspülte

Donald Trump ist ein hochtalentierter Mann oder anders gesagt: er ist ein Genie. Niemand sonst ist so gut darin, Porzellan zu zerschlagen und weltweit Entsetzen auszulösen. Mal bei den langjährigen Partnern, mal bei kurz gebauchpinselten Doch-noch-Gegnern. Niemand bringt so viele Menschen in so kurzer Zeit dazu, sich fassungslos-ungläubig die Augen zu reiben und das Hirn zu klatschen. Insofern ist es keine Überraschung, dass Donald J. Trump gestern verkündet hat (beschlossen hat er es wohl, sprunghaft wie der kleine Racker nun mal ist, wahrscheinlich auch erst da), die USA würden aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. Es sei seine Verantwortung, sich um die Interessen des amerikanischen Volkes zu kümmern – dafür sei er gewählt worden. Es ginge ihm um Arbeitsplätze und amerikanische Familien. Und amerikanisches Geld.

 

Für eine Hand voll Dollar

 

Um die Zukunft geht es ihm nicht. Der Mann, der der Präsident der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt ist, lebt noch nicht mal im Heute. Er lebt im Gestern. In einer Zeit, in der Amerika aus Arbeitern bestand, die in den Minen schufteten, die Autos zusammenschraubten, die in Fabriken arbeiteten. Volkswirtschaftlich gesehen war das eine Industriegesellschaft. Wer in Erdkunde aufgepasst hat, weiß, dass sich diese Gesellschaftsform zur Dienstleistungsgesellschaft weiterentwickelt hat. Der weiß, dass es Computer gibt und die Digitalisierung, mit der heute am meisten Geld verdient wird und die langsam aber sicher noch mehr der ohnehin schon verschwundenen Industriearbeitsplätze abschaffen wird.

Wenn es „The Donald“ um die amerikanischen Familien gehen würde, dann würde er in ihre Zukunft investieren und die Zukunft ihrer Kinder. Dass er über „beautiful babies“ heulen kann, hat er ja schon bombastisch zur Schau gestellt. Dass er etwas für sie tun kann nicht. Da wären zum Beispiel Investitionen in das Bildungssystem, auf dass die Kinder gut auf diese Zukunft in einer Digitalgesellschaft vorbereitet sind, in der es nicht mehr so viele einfache Jobs geben wird, dafür aber mehr, für die man eine gute Ausbildung braucht.

Stattdessen demonstriert er am Internationalen Kindertag seine eigene Ungebildetheit, als er verkündet, es ginge doch nur um 1 Grad Unterschied im Weltklima, und dass das doch nichts ausmachen könne.

 

The Donald lebt in einer Reality-Show-Blase, aber die Welt kann nicht umschalten

 

Trump redete viel davon, was fair und was unfair sei. Unfair sei, dass die USA für andere Länder zahlen müssten. Der Lügner ließ dabei unerwähnt, dass bisher die Industrieländer für 80 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Es sind aber natürlich nicht 80 Prozent der Länder der Erde Industrieländer, sodass jeder gleich verantwortlich wäre. Die USA schon. Und mit einem Anteil von über 50 Prozent an den Emissionen der Industrieländer ist dieses eine Land für 40 Prozent der CO²-Emissionen weltweit im letzten Jahrhundert verantwortlich – und damit auch für den Klimawandel, der zuerst Länder trifft, die im Vergleich dazu quasi kein CO² in die Atmosphäre geblasen haben und jetzt vom Untergang bedroht sind, von Dürren und von Fluten. Diese Länder können nichts dafür und werden trotzdem untergehen. Ist das fair?

Unfair sei, so Trump, dass China bis 2030 „Hunderte“ neuer Kohlekraftwerke bauen dürfe, während die USA dutzende schließen müssten. Das sei eine Verlagerung von Kohlearbeitsplätzen aus den USA in andere Teile der Welt, und die extrem umweltbelastende Kohleverstromung werde dadurch nicht reduziert, sondern nur anders verteilt. Ich war völlig überrascht von diesem guten Argument. Und auch wieder nicht. Denn vor dem Klimaabkommen von Paris war China als Entwicklungs-, bzw. Schwellenland eingeordnet und dadurch von strengen Regeln komplett ausgenommen. Es musste also gar nichts reduzieren und einhalten, obwohl es schon 20 Prozent der Treibhausgase emittiert. Aber Details kümmern den großen Vereinfacher und seine Wähler natürlich eher nicht. America first, Baby.

 

Lieber nicht an morgen denken

 

Wie sieht also die Zukunft für diese amerikanischen Babys aus? Es gibt konservative Studien, die einen weltweiten Meeresspiegelanstieg von einem Meter in diesem Jahrhundert schätzen. Es gibt auch Studienergebnisse, die mehrere Meter voraussagen. Was bleibt dann übrig von Trumps Hometown New York City? Wie viel vom flachen Florida wird noch zwischen Golf von Mexiko und Atlantik aus dem Wasser ragen? Wie weit wird sich der Golf von Mexiko im Norden über New Orleans hinaus ins Mississippi-Delta ausdehnen? Wie viel Agrarland geht dadurch verloren? Wie verändert sich das Wetter? Wird man noch genug ernten können? Donald Trump denkt nicht so langfristig. Ihm ist der kurzfristige Applaus viel wichtiger, den seine Entscheidungen bei seinen Befürwortern auslösen.

Einige Jahre wird das bestimmt noch einigermaßen gut gehen. Doch dann werden die globalen Veränderungen mit unumkehrbarer Wucht auch dort einschlagen, wo ein Mann herrscht, der gewählt wurde, „um die Interessen des amerikanischen Volkes zu vertreten“, wie er gestern noch einmal betonte. Es dürfte in genau diesem Interesse liegen, den Klimawandel im Rahmen des Pariser Abkommens gemeinsam zu bekämpfen und die Welt für ihre Kinder zu retten.