„Reparierst du schnell mein Internet? Du hast doch Medien studiert!“

Kennt ihr das? Im Alltag kommt es immer wieder zu Situationen, in denen andere euch Aufgaben übertragen – weil ihr ja angeblich durch euren beruflichen Background Expert*innen dafür seid. Oder sorgt die bloße Erwähnung eures Berufs regelmäßig für diesen typischen Smalltalk-Moment, wenn das Gegenüber kurz peinlich berührt schweigt und dann irgendeine klischeebeladene Frage stellt, nur um irgendwie zu reagieren? We totally feel you. Hier kommen einige Sätze zu Job oder Studium, die  in bestimmten Situationen immer und immer wieder fallen. 

Du kannst doch bestimmt gut Geburtstagkarten schreiben, du hast doch Journalistik studiert.” 

Situation:
Groß-Schwippschwagers runder Geburtstag steht an. Volles Programm mit Scheunenfest, Käsekuchenbuffet und Sammelgeschenk für eine virtuelle Heißluftballonfahrt. Irgendeiner muss jetzt halt noch ein 18,5-strophiges Gedicht in die übergroße Geburtstagskarte schreiben.  


Ah, du hast Kunst studiert. Kannst du mir ein Bild für mein Wohnzimmer malen – es müsste gelb sein. Ich geb dir auch mal einen aus.” 

Situation: 
Small-Talk auf einer Party. Irgendjemand, der dich seit 2 Minuten kennt und ein neues Kivik-Ikea-Sofa in der Farbe Arschlochgrau hat,  erweist sich als echter Kunstkenner.  

 

Du bist Ergotherapeutin? Kannst du auch massieren?”

Situation: 
Jedes, wirklich jedes verdammte Mal, wenn das obligatorische: „Und was machst du so?“ fällt.


Warum bist du Produktionsassistentin? Willst du Schauspielerin werden?” 

Situation (a): 
Wenn ich bei einem neuen Projekt mitmache und mich vorstelle. 


Warum bist du Produktionsassistent? Willst du Regisseur/Kameramann/Producer werden?” 

Situation (b): 
Wenn ich bei einem neuen Projekt mitmache und mich vorstelle. Und ich bin ein Mann. 


Mein iCloud-Speicherplatz ist voll. Du hast doch Medien studiert, was soll ich denn jetzt machen?” 

Situation
Familienangehörige haben irgendein absolut willkürliches technisches Problem. 


Kümmerst du dich um die Getränke?” oder “Wo gibt’s denn die Getränke?” 

Situation: 
Auf der WG-Party mit Leuten, die wissen, dass man nebenbei als Barista arbeitet.


Also, jetzt mal off-the-record …”  

Situation (a): 
Ein Gespräch mit Menschen, die man nicht näher kennt und bei denen das Wort „Journalist*in“ direkt die leicht narzisstische Vorstellung einer Instant-Interviewsituation heraufbeschwört.

Was ich gerne antworten würde: 
“Oh, ok. Dann mache ich mein verstecktes Aufnahmegerät aus, das ich sonst immer bei mir habe und mit dem ich alles aufnehme.” 


Mein Cousin 5. Grades hat eine Firma gegründet, wäre das nicht einen Artikel wert?” 

Situation (b): 
Man sitzt bei einem gemützlichen Abendessen mit Verwandten oder Freund*innen. Plötzlich kommt dieser eine geniale Einfall für nen Artikel. Nicht.


Das müsstest du doch eigentlich wissen, du hast doch Kommunikation studiert.” 

Situation: 
In der Familie wird beim Essen über Verschwörungstheoretiker oder die AfD diskutiert und wie man im öffentlichen Dialog am besten mit diesen Menschen umgeht (nebenbei bekanntlich eines der aktuell schwierigsten Themen, an dem regelmäßig Medien und Politiker*innen scheitern). Und dann dieser Einschub mit dem feinen passiv-aggressiven Unterton. It’s a family thing.


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Bildquellen: Unsplash, CCO-Lizenz