Doguhan Kabadayi als Soheil in "Ein nasser Hund". Bild: © Volker Roloff/Carte Blanche International/2019

„Ein nasser Hund“: Wenn Judenhass deine Beziehungen bedroht

ZEITjUNG: Im Film sagt Soheils Vater zu seinem Sohn: Wenn man fällt, sollte man immer wieder aufstehen. Seht ihr das auch so oder darf man manchmal auch Schwäche zeigen?

Doguhan: Man sollte generell nie zulassen, dass das Leben einen in die Knie zwingt. Aber wenn das mal passiert, was ja auch normal ist, darf man nicht liegen bleiben – zumindest nicht zu lange. Das heißt für mich aber nicht, dass man keine Schwäche zeigen soll! Meiner Meinung nach sollte jeder seine Gefühle und Gedanken offen teilen. Es gibt immer Leute, die sagen, Männer dürfen nicht „schwach“ sein oder weinen, das ist einfach totaler Bullshit. Warum denn nicht? Ich finde es wichtig, dass man sein Herz immer auf der Zunge trägt. Das habe ich auch durchs Schauspiel gelernt.

Mohammad: Schauspielern war für mich auch immer ein Ventil, eine Möglichkeit, Druck abzulassen. Wenn ich auf der Bühne stand, fiel der ganze Stress von mir ab. Zu der Aussage von Soheils Vater: Liegen bleiben ist wie eine Flucht, man sollte schon immer wieder aufstehen und kämpfen. Weinen oder Gefühle zulassen ist aber auch für mich kein Zeichen des Liegenbleibens, sondern zeigt viel mehr, wie stark man eigentlich ist. Doguhan und ich sehen von außen vielleicht auch erst einmal aus wie „harte Jungs“. Aber wir wissen ganz genau, was für Musik wir hören und wie wir am Set auch manchmal drauf waren [lacht]. Dieser Gegensatz spiegelt sich auch in unseren Rollen wieder.

Derya: Ich sehe das genauso: Auch wenn es mal schwer ist, sollte man versuchen, weiterzumachen. Letzten Endes ist das trotzdem immer eine persönliche Entscheidung: Wenn ein Mensch von sich aus sagt, er bleibt jetzt liegen, kann er sich da nur selbst wieder raushelfen.

ZEITjUNG: Was war für euch das schönste Erlebnis während der Drehzeit?

Doguhan: Ich sag es kurz und knapp: Alles.

Mohammad: Ich kann mich da anschließen! Die lustigen Szenen, die traurigen, ernsten Szenen, nach denen man mit Tränen nach Hause gefahren ist – jeder Moment war auf seine Weise besonders.

Derya: Wenn ich mir eine Erfahrung aussuchen müsste, würde ich die Schwimmbadszene nehmen. Das hat wirklich Spaß gemacht, die zu drehen, und dem Typen, der mich da doof angemacht hat, einfach mal die Meinung zu sagen. Die Zusammenarbeit mit dem Regisseur, Damir, war insgesamt auch einfach toll.

Doguhan: Damir ist sowieso ein ganz anderes Thema, über ihn könnten wir stundenlang erzählen [lacht].

Ein Mädchen liegt im Arm eines Jungen unter einer Decke.
Soheil (Doguhan Kabadayi) und Selma (Derya Dilber)