Doguhan Kabadayi als Soheil in "Ein nasser Hund". Bild: © Volker Roloff/Carte Blanche International/2019

„Ein nasser Hund“: Wenn Judenhass deine Beziehungen bedroht

ZEITjUNG: Seid ihr euren Charakteren ähnlich? Oder tickt ihr ganz anders als Soheil, Husseyn und Selma?

Mohammad: Husseyn ist ein ziemlich gespaltener Mensch, der für das Wohl seiner Gang kämpft, aber gleichzeitig auch versucht, seine Freundschaften zu pflegen. Ich glaube, ich würde das anders machen und versuchen, einfach alle zusammenzubringen. In einigen Dingen sind wir uns schon ähnlich, in anderen aber auch sehr unterschiedlich.

Doguhan: Eine Gemeinsamkeit, die ich mit meinem Charakter auf jeden Fall habe, ist, dass wir beide auf der Suche nach unserem Platz im Leben sind. Ich glaube, jeder von uns muss früher oder später lernen, zu sich selbst zu stehen und für das zu kämpfen, was einem wichtig ist, ganz egal was es sein mag. Das ist genau das, was Soheil im Film lernt und auch umsetzt.

Derya: Ich finde auch, dass ein paar eigene Charakterzüge immer in die Rolle einfließen. Zum Glück wurde ich, was die Liebe angeht, noch nicht mit so schwierigen Situationen konfrontiert wie Selma. Meine Erziehung lief auf jeden Fall auch anders: Ich habe gelernt, alle Menschen zu respektieren, deshalb würde ich auch nie auf die Idee kommen, jemanden wegen seiner Religion zu verurteilen.

Drei junge Männer sitzen in einem Raum, der von Licht durchflutet wird, und rauchen Shisha
Husseyn (Mohammad Eliraqui) mit Mitgliedern seiner Gang

ZEITjUNG: Findet ihr das Thema, das der Film anspricht, wichtig? Warum?

Doguhan: Es ist auf jeden Fall ein sehr wichtiges und vor allem auch aktuelles Thema – leider. Wir leben in einer Zeit, in der uns Rassismus und Diskriminierung täglich begegnen, was meiner Meinung nach einfach traurig ist. Mit dem Film wollen wir zeigen, dass es in erster Linie immer um die Menschlichkeit gehen sollte und es nicht wichtig ist, woher man kommt, sondern vor allem, wohin man will. „Ein nasser Hund“ ist für uns viel mehr als nur ein Kinofilm, es ist auch eine Friedensbotschaft.

Mohammad: Es geht uns auch nicht nur um Antisemitismus, der Film ist eine Message gegen Rassismus im Allgemeinen. Man sollte jeden Menschen akzeptieren, egal, welche Hautfarbe, Religion oder Herkunft er hat.

Derya: Das stimmt auf jeden Fall. Ich persönlich habe zwar noch nie etwas so schlimmes erlebt wie Soheil im Film, aber Doguhan hat Recht, Rassismus ist die bittere Realität und wird auch immer ein Thema bleiben. Man kann die Menschen dazu anregen, anders zu denken, aber ich glaube, niemand kann sie von Grund auf verändern.

Mohammad: Ich fände es auch wichtig, in der Schule mehr darüber zu lernen. Mache Leute bekommen einfach die falschen Werte vermittelt und werden in ihrem Leben nicht so sehr über Rassismus aufgeklärt – so könnte man sie vielleicht dafür sensibilisieren.