Doguhan Kabadayi als Soheil in "Ein nasser Hund". Bild: © Volker Roloff/Carte Blanche International/2019

„Ein nasser Hund“: Wenn Judenhass deine Beziehungen bedroht

ZEITjUNG: Was hat euren Casting-Prozess von anderen Castings unterschieden?

Doguhan: Nach den Einzelinterviews wurden Live-Castings in Gruppen von 10 Leuten durchgeführt, in denen wir improvisiert haben und grob die Geschichte des Films durchgegangen sind, allerdings noch ohne genaues Skript. Anschließend ging es dann wieder eine Runde weiter: Der sechswöchige Casting-Workshop in den Sommerferien. In dieser Zeit haben wir alle wirklich angefangen, uns gegenseitig besser kennenzulernen. Dafür haben wir uns dann zweimal in der Woche getroffen, und das halt sechs Wochen lang. Wir haben viel improvisiert, sind verschiedene Szenen durchgegangen, haben viele Übungen gemacht und ganz ganz viel Spaß gehabt. Das Besondere war, dass jeder mal jede Rolle spielen und sich ausprobieren durfte. Gegen Ende des Workshops gab es dann noch mal ein Casting, nur das man diesmal für eine bestimmte Rolle eingeladen wurde. Und das haben wir dann gemacht, sodass sich am Ende unser Regisseur Damir Lukačević und sein Team schließlich für uns entschieden haben. Aber um noch mal auf die Frage zurückzukommen, was dieses Casting von all den anderen unterschieden hat, würde ich sagen, dass es die kleine Reise war, die wir durch den Aufbau des Castings machen durften, aber auch das jeder einzelne von uns die Chance bekommen hat, viele Facetten von sich zu zeigen, sich selbst einfach mehr auszudrücken. Die Vorbereitung auf den Film war dementsprechend sehr gut durchdacht, sodass wir alle sehr gut vorbereitet waren und uns schon Monate vorher kannten. Wir sind quasi nicht während oder nach dem Dreh als Familie zusammengewachsen, sondern noch bevor wir überhaupt angefangen haben zu drehen. Der Film wäre echt nicht so, wie er ist, wenn wir uns davor nicht schon so gut verstanden und so viel Zeit miteinander verbracht hätten. Es waren die schönsten Sommerferien, die ich jemals hatte. Und das war für mich das Besondere am Casting, aber auch am Film.

ZEITjUNG: Wie lief ein typischer Drehtag ab?

Mohammad: Action, jede Menge Action! [lacht]

Derya: Wir wurden am Morgen meist zwischen 5 und 6 Uhr morgens abgeholt. Am Set angekommen, sind wir dann erstmal in die Maske, dann ins Kostüm und dann haben wir gedreht. Je nachdem, ob du an dem Tag dann noch eine Szene hattest, bist du entweder nach Hause gebracht worden oder hast weitergemacht. In den Pausen haben wir meistens alle zusammen gegessen. Die Arbeit am Set hat wirklich viel Spaß gemacht.

ZEITjUNG: In „Ein nasser Hund“ spielen ja auch einige bekannte Schauspieler*innen mit. Kanntet ihr die vorher? Wie war die Zusammenarbeit mit ihnen?

Derya: Ich hab 2015 im Tatort mitgespielt, da war Kida Khodr Ramadan mein Vater. Jetzt, in „Ein nasser Hund“, spielt er ja sozusagen meinen Schwiegervater. Das war ganz witzig. Samy Abdel Fattah hatte ich in „Dogs of Berlin“ gesehen, sonst kannte ich aber keinen.

Doguhan: Kida Ramadan kennt man natürlich, besonders durch „4 Blocks“. Für mich war das aber ganz normal, mit ihm und den anderen zusammenzuarbeiten. Ich bin sowieso nicht so der Mensch, der komplett durchdreht, wenn er irgendeine berühmte Person trifft. Wir haben einfach alle unsere Arbeit gemacht – darum ging es ja schließlich auch. Aber gut verstanden haben wir uns alle natürlich.