Kondom aufreißen

Ein Strauß Chlamydien – Unser gefährliches Halbwissen über Geschlechtskrankheiten

Die Briten befragten 2372 Erwachsene über ihre Kenntnisse zu Geschlechtskrankheiten und das Safer Sex Verhalten. Die Fragen waren einfach, doch die richtige Antwort zu finden wohl teilweise doch zu schwer. Mögen die skurrilen Aussagen zunächst amüsant erscheinen, geben sie doch die erschreckende Situation über das vorherrschende Halbwissen von sexuell übertragbaren Krankheiten wieder.

 

Chlamydien – eine Blume

 

Im ersten Teil der britischen Studie ging es noch um das reine Faktenwissen. Die genannten Begriffe, also Geschlechtskrankheiten, sollten erkannt und zugeordnet werden – dabei waren sich wohl nicht alle einig. So hielten neun Prozent Chlamydien für eine Blume und etwa sieben Prozent stellte sich darunter eine Frucht vor – exotisch mag der Name ja klingen. Besonders kreativ waren die 15 Prozent der Befragten, die Syphilis als eine Heavy Metal Band identifizierten. Zehn Prozent dachten immerhin in die medizinische Richtung und hielten die Erkrankung für ein Schmerzmittel.

Gonorrhö (in Deutschland als Tripper bekannt) wird von fünf Prozent mit Diarrhö (Durchfall) verwechselt. 39 Prozent erkennen Trichomoniasis (eine Entzündung der Geschlechtsorgane) immerhin als eine Krankheit, sind jedoch davon überzeugt, dass diese nur Bäume und Pflanzen befallen kann. Weitere 21 Prozent halten die Infektion sogar für eine Form des Haarausfalls.

Lediglich HIV identifizierten alle Befragten korrekt als Geschlechtskrankheit. Jedoch waren sie sich über die Heilungschancen bestimmter Krankheiten nicht sicher – so gehen 68 Prozent davon aus, dass jede Geschlechtskrankheit heilbar ist.

 

Mit oder ohne? Safety first

 

Im Zweiten Teil der Befragung ging es dann endlich um Safer Sex. Neben dem Wissen um Übertragungswege von Geschlechtskrankheiten wurde auch das eigene Sexualverhalten der Befragten ermittelt. Stolze 31 Prozent sind sich sicher, dass Geschlechtskrankheiten entsprechend der Bezeichnung lediglich durch Geschlechtsverkehr übertragen werden kann. Entsprechend sicher waren 18 Prozent, dass ein Kondom immer schützt. Tatsächlich erfolgt die Infektion über Schleimhautkontakt und Schleimhäute finden sich nicht nur in den Geschlechtsorganen, auch im Mund- und Rachenraum sowie den Augäpfeln. So ist nur den wenigsten bewusst, dass eine infizierte Schwangere während der Geburt die Erreger von der Schleimhaut der Vagina auf die Schleimhaut der Augen des Kindes übertragen kann. Obwohl es um das Wissen der Befragten offensichtlich so schlecht stand, ließen sich bisher nur 36 Prozent auf eine Geschlechtskrankheit testen – vielleicht stieg diese Zahl nach der Befragung an.

 

Schützt sich Deutschland?

 

Die Ergebnisse der Studie machen auf einen allgemeinen Trend aufmerksam, von dem immer wieder zu hören ist – Geschlechtskrankheiten sind wieder auf dem Vormarsch. Das Verhütungsbewusstsein scheint wieder zu senken und mehr Neuinfektionen werden jährlich verzeichnet. So hat sich die Anzahl der Syphilis-Neuinfektionen in den vergangenen zehn Jahre in Deutschland nahezu verdoppelt, berichtet die GBE. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Ansteckung mit Gonorrhoe oder Chlamydien. 2011 konnten hier bereits 80.000 neue Chlamydien- und 10.000 neue Tripper-Fälle verzeichnet werden, Tendenz steigend. Ein genaues Bild ist jedoch nur schwer wiederzugeben, da lediglich in Sachsen eine Labormeldepflicht für Chlamydien besteht. Doch allein hier verdeutlichen de Zahlen des RKI, dass sich die Infektionsrate pro 100.000 Einwohner in den vergangenen zwölf Jahren etwa vervierfacht hat.
Statistik: Kondomverwendung von Personen mit mehreren Sexualpartnern in Deutschland in den Jahren 1989 bis 2014 | Statista
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Schützt sich Deutschland also nicht gewissenhaft? Der Anteil der Deutschen, die bei spontanem Sex immer ein Kondom verwenden steigt sowohl in den jüngeren als auch älteren Altersgruppen stetig an und wuchs in den vergangenen fünfzehn Jahren um etwa 10 Prozent. Auch bei Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern zeigt sich ein positives Bild. Seit 2000 bis 2014 sank die Zahl derer, die sich nie schützen von 21 Prozent auf 11 Prozent. Allerdings geben knapp ein Drittel der 20- bis 35-Jährigen an, schon einmal ungeschützten Verkehr gehabt zu haben. Wie passen diese Daten zusammen? Denken wir vielleicht nur, dass wir korrekt verhüten und schätzen uns bewusster positiv ein? Wer sein Wissen und Sexualverhalten genau testen will, kann das bei vielen Tests im Internet tun, wie beim Safer Sex Test von euroclinix. Egal ob britische Studie oder eigener Fragebogen, die Ergebnisse sollten wachrütteln und zu einem stärkeren Bewusstsein gegenüber Safer Sex führen.

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