Das klassische Beziehungsmodell scheint immer noch das gefragteste zu sein. Bild: Pexels

Eine Idee Liebe: Warum wir noch immer so konservativ lieben

Die romantische Liebe ist zum zentralen Motiv unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?

Die Beziehungsstrukturen sind im Wandel. Im Schnitt steigen seit Jahren die Scheidungszahlen und auch die Fremdgehquote nimmt weiter zu. Gleichzeitig zeichnet sich aber auch ein anderes Bild ab. Die Geburtenrate steigt seit 2008 langsam, aber stetig und hat sich auf 1,57 Kinder pro Frau eingependelt. Und obwohl sich viele Menschen scheiden lassen, heiraten jedoch auch immer mehr Paare. Gleichzeitig ist das Familienleben so vielfältig wie nie, ob alleinstehend, verheiratet, nicht verheiratet, queere Partner*innenschaften usw. – Das deutsche Familienleben ist bunt wie nie.

Und auch verschiedene Beziehungsformen halten Einzug. Durch Polygamie und Polyamorie gerät das Modell der Monogamie in eine hitzige Diskussion. Doch, obwohl die Monogamie in ihren Argumenten umstritten scheint, bleibt eine offene Beziehungsform die Ausnahme in der Regel. Demnach leben laut der ElitePartner-Studie 2018 gerade einmal 6 Prozent der Befragten in einer offenen Beziehung. Doch wie stimmt die geführte Debatte mit der dürftigen Praxis überein? Müssten dementsprechend nicht auch mehr Menschen polygam leben? Kann es sein, dass die älteren Generationen das Ergebnis verfälschen und die alternativen Lebensweisen der Jüngeren verklären?

Weil uns vor allem junge User*innen folgen (v.a. zwischen 25 und 35 Jahren), hat uns interessiert, wie liebt eigentlich ZEITjUNG? Wie steht ihr zu Heirat und Kinderplanung, seid ihr Single oder in einer Beziehung, und lebt ihr vorzugsweise monogam oder in einer offenen Beziehung? Das sind die teils überraschenden Ergebnisse unserer Umfrage:

Der Großteil ist vergeben

An der Umfrage beteiligten sich etwa 780 User*innen. Dabei gaben etwa zwei Drittel der Befragten an, dass sie in einer Beziehung leben. Von denen, die angaben, dass sie Single sind, wünschten sich 76 Prozent, lieber in einer Beziehung zu sein. 24 Prozent stimmten dagegen.

Unsicherheiten machen das Lieben schwer

Vor allem auf die Frage, woran eine Beziehung scheitert, antworteten diejenigen, die ungewollt Single sind, mit einer Bandbreite unterschiedlichster Antworten. Durch Corona etwa verlagerte sich das Kennenlernen eines*einer potenziellen Partner*in hauptsächlich auf das Onlinedating. Einige gaben an, dass Onlineportale das Dating auch schwerer machten, da es einige der Verabredungen nicht ernst meinten, oder sich nicht binden wollten. Anderen wiederum taugt das Onlinedating schlichtweg nicht. Sie bevorzugen es, jemanden auf ’normalem‘ Wege kennenzulernen, was in der Corona-Situation nicht so einfach umzusetzen war.

Generell scheint die Bindungsangst von den Suchenden selbst und den potenziellen Partner*innen ein großes Problem darzustellen. Viele gaben auch an, dass sie einfach noch nicht den*die richtige*n Partner*in gefunden hätten. Andere sind eben frisch getrennt und benötigen noch Zeit oder haben noch Gefühle für ihre*n Expartner*in. Schlechte und schmerzvolle Erfahrungen machen es gleichzeitig schwerer, sich erneut auf einen Menschen einzulassen und Vertrauen aufzubauen.

Ebenso scheinen Selbstzweifel das Datingleben zu erschweren. Viele der Befragten gaben an, sie seien zu schüchtern, nicht selbstbewusst oder schön genug. Ihnen fehle das Zutrauen in ihre eigene Person, um ernsthaft jemanden kennen zu lernen. Ob das eigenständige Ansprechen oder die Aufregung vor einem Date, all diese Ängste erschweren es, einer anderen Person näher zu kommen.

Ein anderer Punkt, der oft genannt wurde, waren die an den*die Partner*in gerichteten Vorstellungen. Viele sagten von sich selbst, dass eine Beziehung oftmals an den eigenen Erwartungen scheitere. Die Befragten gaben an, dass sie zu wählerisch seien und zu hohe Ansprüche an eine Beziehung und auch an sich selbst hätten. Vor allem dann, wenn Vorstellungen und Ziele zu stark voneinander abweichen, scheint eine Beziehung schier unmöglich.