Hangry – Mit dem Hunger kommt die Wut
Kennt ihr das auch, wenn ihr morgens mal wieder zu oft auf die Schlummer-Taste eures Weckers drückt und nach Ewigkeiten erst bemerkt, wie spät es schon ist? Dann muss alles sehr schnell gehen. Ich renne in solchen Situationen in absoluter Hektik durch die Wohnung, packe meine Tasche und verlasse fluchtartig das Haus.
Zeit für Frühstück bleibt da nicht. Eine Stunde später, ich sitze in der Uni und lausche den Weisheiten des Professors – oder versuche, meinen Candy Crush Highscore zu brechen – schleicht es sich ein, das Hungergefühl. Und mit ihm die schlechte Laune. Wer mich dann anspricht und dabei nichts zu Essen anbietet, darf nicht mit meiner Freundlichkeit rechnen.
Seit ein paar Jahren hat sich sogar ein eigenes Wort für diesen Zustand in unserem Zeitgeist eingebürgert: „hangry“ – zusammengesetzt aus hungry und angry. Doch warum werden wir eigentlich so gereizt und übellaunig, wenn wir Hunger haben?
Schuld ist der Blutzuckerspiegel
Die Wissenschaft, die hinter dem Phänomen steht, ist relativ einfach zu verstehen. Der Hauptauslöser des „Hanger“ ist unser Blutzuckerspiegel, wie die Ernährungswissenschaftlerin Amanda Salis auf theconversation.com erklärt. Bei der Nahrungsaufnahme spaltet unser Körper Kohlenhydrate, Proteine und Fette aus unserem Essen in Glukose, Aminosäuren und freie Fettsäuren auf. Zucker, beziehungsweise Glukose, dient als Treibstoff für unser Gehirn. Wenn also der Glukose-Gehalt in unserem Blut sinkt, weil wir länger nichts mehr gegessen haben, schaltet unser Gehirn in eine Art Sparmodus. Darunter leidet vor allem unsere Konzentration und es passieren uns häufig leicht vermeidbare Fehler – was uns noch zusätzlich reizt. Zudem fällt es uns manchmal schwer, uns an gesellschaftliche Normen zu halten und unsere Mitmenschen nicht anzuschnautzen. Während wir uns gerade noch beherrschen können, unserem Dozenten nicht vor dem gesamten Kurs die Meinung ins Gesicht zu spucken, wälzen wir die Wut stattdessen auf Freunde und Geliebte ab.