Bin ich jetzt eigentlich erwachsen?

Im Leben eines Kindes kommt einem alles ungeheuer groß vor. Große Hunde, große Häuser, große Brüder. Ich hatte immer den Eindruck, dass jeder, der so groß ist wie meine Eltern auch genauso erwachsen sein muss. Also praktisch jeder ab 14. Dann war ich selber 14 Jahre alt und quasi über Nacht fing mein Körper an, Unmengen an Östrogen zu produzieren. Meine Stimmung fuhr Achterbahn, meine Schulnoten wurden schlechter. Um es kurz zu sagen: Die Pubertät war da. Und zwar mit aller Macht. Und meine Wunsch endlich erwachsen zu werden war stärker denn je. Von erwachsenem Verhalten aber erstmal keine Spur. Die Pubertät ist eine Zeit der Zweifel und der Unsicherheiten. Auch die erste Liebe ist nicht so romantisch, wie Walt Disney mir vermittelt hat.

Pubertät oder Großbaustelle Gehirn

Während der Pubertät ist das Gehirn Jugendlicher eine Großbaustelle. Wirft man einen kurzen Blick auf den Berliner Flughafen, wird ungefähr klar, wie es in den Köpfen junger Menschen aussieht. Zuerst verändert sich die sogenannte „graue Substanz“ im Gehirn, dabei werden viele Nervenzellen neu verbunden. Gleichzeitig reift der Bereich im Gehirn, der für die Impulskontrolle zuständig ist als letztes heran. Deshalb reagieren Pubertierende häufig so emotional. Geprägt ist die Pubertät von zahlreichen Krisen. Jugendliche kapseln sich von Eltern ab und werden von Selbstwertproblemen geplagt. Bei Frauen ist die Pubertät dann ungefähr mit 18 zu Ende, bei Männern im Schnitt erst mit 21 Jahren.

Erwachsen werden? junge Frau liegt verschlafen im Bett

Erwachsen geworden bin ich also mit der Pubertät nicht. Mit derem Ende bin ich dann aber bei meinen Eltern ausgezogen. Endlich alleine wohnen, studieren und das Wichtigste: Ich bin jetzt erwachsen. Ob es aber auch erwachsen ist, verkatert im Bett irgendwann gegen Mittag kalte Pizza vom Vortag zu frühstücken, das sei mal dahin gestellt. Klar ist aber, dass das WG Leben eher ein Schritt zurück ist und bestimmt kein Schritt nach vorne. Nach der Schule dachte ich, dass ich unglaublich eigenständig und reif bin. Als offizielle „Erwachsene“, gebe ich mein ganzes Geld für Konzerttickets aus und lebe am dem 20. eines Monats nur noch von Nudeln. Die zwei übriggebliebenen Euro auf dem Konto werden nicht gewissenhaft in Nudeln investiert. Nein, die zwei Euro werden ganz ungewissenhaft in das Wochenende investiert. Oder mit anderen Worten: in Tetrapackwein für 1,95€.