Bin ich jetzt eigentlich erwachsen?

Offensichtlich ist, dass mit 18 niemand automatisch erwachsen ist. Doch woran erkennt man denn jetzt, ob man erwachsen ist?
Für den Psychologie-Professor Werner Greve vom Institut für Psychologie an der Universität Hildesheim ist ein Mensch grundsätzlich erwachsen, wenn er auf die Frage „Wer bin ich?“ antworten kann. Traditionell wird diese Frage sehr schnell beantwortet: Mein Opa war Bauer, mein Vater war Bauer, ich bin Bauer. Auch in der Soziologie gibt es klassischerweise 3 Kriterien, ob jemand erwachsen ist: einen Beruf finden, Geld verdienen und eine Familie gründen. In der modernen Gesellschaft verschiebt sich dies jedoch nach hinten. Selbstfindungsprozesse laufen anders ab. Junge Menschen versuchen sich Ihre Identität, „Wer bin ich?“ selber zu erarbeiten. Häufig definiert über die Frage:„Was passt eigentlich zu mir?“. Da dies wesentlich länger dauert, kommt es zur sogenannten maturity gap. Körperlich bin ich erwachsen, innerlich aber noch nicht.

Fühlt sich so erwachsen werden an? Junger Mann halt ein Polaroid-Foto von sich in der Hand.

Erwachsensein be like

Innerhalb dieser maturity gap befinde ich mich gerade. Trotzdem merke ich immer mehr, dass ich vielleicht langsam doch erwachsen werden. Neben immer besseren Lebensentscheidungen, (kleines Eigenlob am Rande) fangen Erwachsene an, mich zu siezen. Meine Zimmerpflanzen haben eine reelle Chance, zu überleben. Und mittlerweile bin ich stolze Besitzerin von sechs Weingläsern. Was für mein Pubertäts-Ich ein klares Zeichen wäre, dass ich jetzt wohl erwachsen bin.

Aber leider sind mit der Pubertät doch nicht alle schwierigen Phasen der Entwicklung gegessen. Das Leben zwischen 18 und 30 Jahren hat sich zu einem Niemandsland entwickelt. Zwar keine Jugendliche mehr, aber richtig erwachsen eben auch noch nicht. Die wahren Struggles des Lebens kommen erst nach dem Schulabschluss. Die Pubertät? Nur ein Vorgeschmack.

Das Leben trifft junge Menschen zwischen 18 und 30 mit verschiedenen Krisen viel stärker als noch während der Pubertät. Denn besonders in diesen Lebensjahren entscheiden junge Menschen, welchen Weg sie einschlagen. Während der Pubertät ist die vorherrschende Frage „Wer bin ich?“. Wie von Zauberhand ist diese Frage mit dem 18. Lebensjahr natürlich nicht verschwunden. Zu ihr gesellen sich unter anderem die Fragen: „Wohin will ich?“, „Was erfüllt mich?“ und „Was ist mein Ziel?“.