Aufgewärmt Ex Liebe Sex Beziehung

Wieso der Ex-Partner immer scheiße schmeckt

Es gibt Situationen, die schließt man für sich selbst kategorisch aus. AfD wählen zum Beispiel, oder dem örtlichen Trachtenverein beitreten. Einen Marathon laufen oder heiraten? Niemals! Ähnlich verhält es sich mit dem Ex- Partner, mit dem man sich niemals wieder einlassen würde. Die Dummen, das sind immer die anderen. Die, die ernsthaft denken, dass sich der oder die Ex nach der gemeinsamen, miserablen Beziehung irgendwie verändert hat und die so verzweifelt sind, dass sie im Notfall eben sogar die längt abgelegte, verflossene Liebe mit nach Hause nehmen. Die einfach nicht verstehen wollen, dass man doch besser jahrelang alleine bleibt, als sich wieder eine nicht enden wollende Geschichte mit dem immergleichen Menschen anzutun. Für solche Leute haben wir meistens nur ein Kopfschütteln, oder im besten Fall ein “Ich hab’s dir doch gesagt“ übrig.

Entweder…oder?

Und dann gehört man plötzlich selbst dazu. Ob als Trostpflaster, aus Langeweile oder als Kick fürs Ego – irgendwie ist man mit dem Ex-Partner im Bett gelandet. Und damit zumindest nicht ganz allein: Laut einer Umfrage von ElitePartner hat jeder achte Deutsche schon einmal Sex mit dem ehemaligen Partner gehabt. 40,9% gaben in einer weiteren Umfrage dagegen an, überhaupt keinen Kontakt zum Ex-Partner zu haben. Geht hier also nur „entweder…oder“? Ist eine rein platonische Freundschaft doch in den meisten Fällen ein Ding der Unmöglichkeit? Schließlich lässt sich die Nähe die man zu einem so vertrauten Menschen einmal hatte, nicht einfach so ausschalten und in eine kumpelhafte Distanz umwandeln. Ein bisschen Spannung bleibt doch oft übrig. Und früher oder später kommt es eben bei einigen von uns zum Rückfall.

Die Affäre für Faule und Feiglinge

Jederzeit könnten wir uns bei Tinder, im Club oder sonstwo jemanden angeln, mit dem wir noch keine katastrophalen Streits, zerschmissenes Geschirr und nächtelange Diskussionen durchlebt haben. Das erfordert allerdings ein bisschen Anstrengung. Jedes Mal aufs Neue müssen wir uns von unserer besten Seite zeigen, versuchen, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen, müssen charmant, witzig und intelligent rüberkommen. Die ehemalige Nummer Eins dagegen kennt alle unsere Schwächen und Problemzonen, und muss sie nicht erst auf schmerzhafte Weise herausfinden. Der Ex-Partner weiß, was wir mögen und wir können uns die Überwindung sparen, ihm ein für alle Mal deutlich klar zu machen, dass die Presslufthammer-Technik nicht so unser Ding ist. Ist also Sex mit dem Ex-Partner die Affäre für die Faulen und Feiglinge unter uns? Natürlich ist es leichter und oft auch angenehmer, sich im Vetrauten zu verlieren. Denn genau dort hat man eben das nicht – etwas zu verlieren. Der andere kennt einen in- und auswendig und die Retrobrille lässt uns die frühere Beziehung zu etwas stilisieren, was sie nie gewesen ist.

Gefangen in der Sentimentalitäts-Schleife

Trennungen durchleben wir ja bekanntlich in verschiedenen Stadien, die im Allgemeinen von Wut und Orientierungslosigkeit bis hin zu Akzeptanz und Neuorientierung beschrieben werden. Würde man uns nach letzterer Phase der Trennung fragen, ob wir uns jemals wieder eine intime Beziehung mit dem Ex-Partner vorstellen könnten, würde die Mehrheit von uns noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und inbrünstig schwören, mit dem Anderen „sowas von durch“ zu sein. Irgendwann finden wir uns dann aber halt doch wieder in der Sentimentalitäts-Schleife wieder, der ewigen Nostalgie und dem „Früher war alles besser“-Geheule. Spätestens wenn wir an einem Samstagabend alleine zuhause sitzen und daran denken, was wir früher nicht alles Aufregendes mit dem Ex-Partner unternommen hätten. Die hundert austauschbaren Kino- und Restaurantbesuche, die immer gleichen Fernsehabende mit anschließendem mittelmäßigem Sex und die endlosen Streits über die Wochenendgestaltung, beziehungsweise die fehlende Planungsbereitschaft des anderen haben wir mit dem ersten Trennungsschmerz hinter uns gelassen.

It Ain’t Over ‚til It’s Over

Durchschnittlich drei gescheiterte Beziehungen müssen wir laut einer Studie der Binghamton-Universität in New York bis zu unserem 30. Lebensjahr wegstecken.  Das lässt uns natürlich ziemlich oft in die Trennungsspirale aus Verzweiflung und Einsamkeit rutschen. Vor lauter Suchen nach Vertrautheit, der Bestätigung, dass man den anderen immer noch haben kann und dem Reiz des Verbotenen sollte man eins jedoch nicht vergessen: Völlig emotionslosen Sex unter Ex-Partnern gibt es nur im Film, und auch da meistens nur für einen der Beteiligten. Irgendwas löst so ein Rückfall immer aus. Wer sich den Trennungsschmerz also zweimal antun will, ist beim Ex-Partner bestens aufgehoben. Alle anderen sollten sich vielleicht doch lieber zusammenreißen und auf die eben beschworene Neuorientierung warten. Denn eins ist klar: Aufgewärmt schmeckt halt doch nur Gulasch.

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Bildquelle: Lilit Matevosyan unter CC BY-ND 2.0