Fahri Abgeschnitten

Fahri Yardım: Ein Interview über Leichen und boxende Freunde

Anfang der Woche hat er sich noch den Comedy-Preis für jerks. gesichert und gestern lief der Film „Abgeschnitten“ in den Kinos an, für den er als humorvoller Krankenhaus-Hausmeister Ender vor der Kamera stand: Die Rede ist von Fahri Yardım.

Sowohl in der preisgekrönten Serie, als auch in der Rolle als Ender besticht er durch viel Witz, wenngleich der Thriller “ Abgeschnitten“ alles andere als witzig ist: Helgoland ist aufgrund eines Unwetters von der Außenwelt abgeschnitten. Und das genau zu dem Zeitpunkt als die Tochter des Rechtsmediziners Paul Herzfeld, gespielt von Moritz Bleibtreu, entführt wird. Den Hinweis zum Aufenthaltsort der Entführten findet Herzfeld in einer Leiche, die er obduziert. Dieser führt ihn nach Helgoland, wo ebenso ein Toter mit Anhaltspunkten entdeckt wurde. Eine Leiche verweist auf die nächste und so beginnt eine perfide Jagd auf der Suche nach einem Mädchen, dessen Aufenthaltsort so schnell es geht gefunden werden muss.

Wir haben uns den Schauspieler geschnappt, um mit ihm über seine Rolle im neuen Film „Abgeschnitten“, über Freundschaften und über seine Zukunft als gutmütiger Walfänger zu sprechen. Der Hamburger eröffnet das Gespräch mit einem „Können wir uns bitte duzen?“ und schon da war mir klar, das wird ein lockeres, spannendes und angenehmes Gespräch und so war es auch. Kurz nach der Filmpremiere des Thrillers, welcher auf Sebastian Fitzek und Michael Tsokos Besteller-Buch basiert und unter der Regie von Christian Alvart gedreht wurde, ist das Stresslevel natürlich etwas höher, als sonst und dennoch bleibt Fahri die Ruhe in Person, was aber nicht immer der Fall ist…

 

ZEITjUNG: Im Film „Abgeschnitten“ spielst du Ender, einen Hausmeister, der wie du im Moment, einer Stresssituation ausgesetzt ist. Ender verliert trotz der Ausnahmesituation seinen Humor nicht. Wie ist das bei dir?

Fahri Yardım: Da könnte ich mir was von Ender abschneiden. Das ist eine wahnsinnig schöne Eigenschaft, die er da an den Tag legt. Je mehr auf ihn einprasselt, desto mehr Gelassenheit wird in den Kammern seines Inneren aktiviert. Er hat einen fröhlichen, nordischen Umgang mit dem Leben und all seinen fiesen Kanten – das ist bei mir leider nicht so: Ich schreie wild, wenn ich im Auto sitze oder Fußball schaue.

Das heißt der lockere Spruch auf den Lippen à la Ender fehlt dir in Stresssituationen?

In seltenen Situationen klappt’s mal – aber würde vor mir jemand liegen, der aufgeschlitzt wird, hätte ich wohl Probleme so locker zu bleiben…

Wie du schon verrätst, liegt im Film vor Ender eine Leiche, um die er sich kümmern soll. Das ist mehr oder weniger ein Gefallen für einen guten Freund: Bist auch du jemand, der für seine Freunde „über Leichen geht“?

Ja. Ich will behaupten, meine Freunde können sich in dieser Hinsicht freuen. Wenn sie in der Klemme stecken, dann box ich sie mit Leidenschaft raus. Vielleicht gehe ich dabei nicht über Leichen, aber wenn es ihnen wirklich hilft, würde ich für sie auch eine Leiche aufschneiden.

Und wo wäre deine Grenze?

So lange die Verhältnismäßigkeit stimmt, mache ich alles. Aber sollte ich jemanden für meine Freunde umlegen müssen, würde ich wohl zunächst bei meinen Freunden anklopfen und sie dezent darauf hinweisen, doch bitte einen anderen Lösungsweg einzuschlagen.

Was war denn das Extremste, das du jemals für einen Freund gemacht hast?

Ein einziges Mal habe ich mich geprügelt. Ein Kumpel wurde von einem eifersüchtigen Nebenbuhler schlimm zugerichtet. Ich bin dazwischen gesprungen und hab ihm mit einem unkontrollierten Hieb die Nase gebrochen. Kurz danach fing ich allerdings direkt zu weinen an. Scheint mir nicht zu liegen – das Boxen.

Wie sahst du danach aus?

Ich habe nichts abbekommen, hatte den Überraschungs-Moment auf meiner Seite. Ein echter Lucky-Punch. Aber eins war mir sofort klar: So schnell brauch ich das nicht nochmal, also hab ich meine Freunde dringend gebeten, andere Menschen bitte nicht mehr eifersüchtig zu machen.

Leichter gesagt, als getan?

Eigentlich nicht, meine Freunde sind hässlich wie die Nacht.

Besteht die Gefahr eher anders rum?

Neeee, auch für mich sehe ich keine Chancen mehr beim weiblichen Geschlecht (lacht). Die vergebenen Macker da draußen können beruhigt sein.

 

Zurück zum Film: Wie war es für dich Teil dieses Filmes zu sein?

Schön, obwohl ich mich manchmal wie ein Außenseiter fühlte, die anderen hatten das Drama und den Thrill auf ihrer Seite, während Ender einen Gegenpol darstellt.. Ein Leuchten im Dunkeln. Der Regisseur ist großartig: Er lässt den Film tanzen, wie im Hollywoodstreifen. Schon das Buch zum Film war klasse. Ein unglaublich spannender Thriller mit teils heftigen Szenen, da muss man schon starke Nerven haben. Aber eingebettet in eine wendungsreiche Geschichte, machte es wirklich großen Spaß mitzuwirken.

Wie du schon sagst, der Film ist spannend bis zur letzten Sekunde: War dir während des Drehs durchgehend bewusst, dass alles nur Fake-Blut ist und da nicht wirklich jemand versucht die Türen aufzubrechen? 

Wenn vor dir eine gut präparierte, nackte Fake-Leiche liegt, dann ist viel Humor nötig, als eine Art Auflade-Station. Ab und zu brauchten wir tatsächlich einfach mal eine Minute, um wieder klar zu kommen. Die Drehpausen waren dafür umso witziger. Bei Komödien beispielsweise ist man in den Drehpausen eher ernst. Die Seele schreit nach Ausgleich, Irgendwann braucht es eben auch traurige Phasen.

Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet?

Die Rolle des Ender lag mir, ich hab Nordlicht im Blut. Wenn du diese Meeresluft dein Leben lang inhaliert hast, dann schüttelst du einen Matrosen wie Ender aus deinem Lebensärmel. Sein gemütlicher Umgang mit dem Ende des Lebens ist mir nicht fremd. Wenn man lange Zeit aufs Meer guckt, dann gehört der Tod irgendwie zum Leben dazu. Aber seine endlose Gelassenheit war gespielt!

Zum Film selbst sagt Fahri: Ich kam aus dem Kino, hatte weiche Knie und einen debilen Blick. Das beschreibt’s eigentlich ziemlich gut.

 

Abgesehen von dieser Rolle, was wäre denn in Zukunft eine deiner Traum-Rollen?

(lacht) Ich will einen Walfänger spielen. Der sich in den Wal verliebt, den er jagt. Einen, der das Tier nach dem Fang reumütig verarztet. Eine Romanze auf offenem Meer. Der Wal erholt sich, wird sein bester Freund, aber am Ende ertrinke ich mit der Harpune in der Hand.

Was wär die Moral von der Geschichte?

Du solltest den Leuten, die du liebst keine Lanze in den Rücken jagen. Oder so.

 

https://www.instagram.com/p/Bovg2EnBCld/?taken-by=fahri_yardim

 

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Bilder: © Warner Bros.