„Als ob ich immer einen Filter vor den Augen gehabt hätte“ – Felix Jaehn im Interview
Als Felix Jaehn 2014 seinen Remix des Songs „Cheerleader“ veröffentlichte und in den US-Charts auf Platz 1 ging, war er auf einen Schlag weltberühmt – und das mit gerade einmal 20 Jahren. Es folgten weitere Tophits, Shows auf der ganzen Welt und Begegnungen mit seinen Idolen. Mit dem Erfolg kamen aber auch psychische Probleme, Panikattacken machten ihm zu schaffen. Drei Jahre nach seinem letzten Album ist nun sein neues Album „Breathe“ herausgekommen. Wir haben mit ihm über den Erfolg gesprochen, über seine Selbstfindungsphase und über den neuen Sinn in seinem Schaffen.
ZEITjUNG: Gerade ist dein neues Album „Breathe“ herausgekommen. Was hat dich dazu inspiriert, dich wieder an ein Album zu setzen?
Felix Jaehn: Nach meinem letzten Album war mir klar, dass ich ein zweites produzieren möchte und schon da habe ich überlegt: „Wie soll das Album klingen? Und was soll es vor allem ausdrücken?“ Zu dem Zeitpunkt wollte ich einen neuen Sinn finden in meinem Schaffen. In der Zeit nach dem Debütalbum bin ich in eine Art Sinnkrise gedriftet, weil ich alles schon so schnell erreicht hatte. Plötzlich war ich weltweit erfolgreich, habe alle großen Shows gespielt, alle Idole einmal getroffen, einfach schon alles von meiner Bucket List abgehakt. Da dachte ich mir, es wäre langweilig, einfach so weiter zu machen. Dann habe ich nach einer neuen Aufgabe gesucht und mich dann entschieden, dass ich auch die Texte mitschreiben möchte. So bin ich selbst noch viel mehr in die inhaltliche Ebene gegangen, in die Texte. Ich wollte abseits davon, dass ich Positivität verbreiten und Menschen zum Tanzen bringen möchte, mehr noch in die Tiefe gehen und durch noch mehr Offenheit und Authentizität in der Öffentlichkeit dafür sorgen, dass wir eine tolerantere, offenere Gesellschaft werden.
Gibt es ein Erlebnis, das dir von der Arbeit an dem Album besonders im Kopf geblieben ist? Ein Erlebnis, das vielleicht auch prägend für das Album war?
Sicher einer der prägendsten Momente war, als ich im Januar letzten Jahres für zwei Wochen in einem buddhistischen Kloster war. Ich bin da komplett runtergekommen, war komplett offline, habe nichts geschaut, nichts gehört, vegane Mahlzeiten, Wasser, Tee, Meditation, nette Gespräche gehabt. Das war für mich echt ein transformierendes Erlebnis, weil ich einen ganz anderen Bewusstseinszustand erfahren habe, loslassen konnte von der Spannung und mich zum ersten Mal wieder zu 100 Prozent frei gefühlt habe. Und diese Freiheit und Freude konnte ich dann auch mitnehmen. Einen Monat später war ich in L.A. für einen Videodreh und habe noch eine Woche Songwriting drangehängt. Dort sind viele Songs von dem Album wie „I got a feeling“, „Old me“ oder „Happy“ entstanden mit der frischen Inspiration aus dem Kloster. Da habe ich das Album auch einmal komplett umgestellt, viele Songs, die ein bisschen schwerer waren, runtergeschmissen, und ganz viele neue, leichtere produziert.