Femtasy: Warum Frauen Erotikhörspiele heißer finden als Pornos

Was Frauen (hören) wollen

Es ist keine neue Erkenntnis, dass die Frau in Pornofilmen oft herabgewürdigt und ihrer eigenen Lust beraubt wird. Die sexuelle Macht liegt beim Mann, die Frau dient ausschließlich der egoistischen Lust des männlichen Betrachters. Auch wenn es immer mehr Frauen gibt, die ihre sexuelle Lust offen ausleben, ist die Pornoindustrie nach wie vor eine Männerdomäne. Aus diesem Grund entwickelte Julie Lepique Femtasy. Ihr Motto: Liberating Female Pleasure. „Wir leben in einer Welt, in der Female Pleasure immer noch relativ unsichtbar ist, schambehaftet und tabuisiert. Frauen landen in der Schlampenecke oder gelten als frigide“, sagt sie im Interview mit dem SPIEGEL. Daran müsse sich etwas ändern.

Sprache als Schlüssel weiblicher Sexualität

Das Ziel der Gründerin war es, mit Femtasy erotische Inhalte zu produzieren, die auf weibliche Bedürfnisse abgestimmt sind und eine Alternative zum Mainstream-Porno darstellen. Die female-centric und ethisch produzierten erotischen Audios sollen die Pornoindustrie revolutionieren und den Blick auf die weibliche Lust verändern.

Die Idee kam ihr im Gespräch mit einer Freundin, die erzählte, wie wichtig die eigene Fantasie beim Sex und Masturbieren für sie sei. Sie nutze zwar konventionelle Pornos, drehe dabei aber das Handy um. Statt zuschauen höre sie nur zu, das mache sie viel mehr an. Und damit ist sie nicht die Einzige. Anders als Männer, die häufig eher auf optische Reize reagieren, bevorzugen Frauen auditive Stimulation. Sie können sich besser in die Situation hineinversetzen und fallen lassen.

„Männer reagieren auf optische Schlüsselreize. Frauen ist es wichtig, dass sie begehrt werden. Dieses Gefühl lässt sich intensiver über Sprache transportieren.“

(Sexualtherapeutin Ulrike Vogt)

Frauen brauchen mehr Raum für Fantasie

Viele Frauen berichten, dass sie sich, sobald eine andere Frau zu sehen ist oder konkrete optische Merkmale beschrieben werden, gedanklich und emotional ausklinken. Nicht jede Frau kann sich damit identifizieren. Bei Femtasy werden in vielen Aufnahmen detaillierte Körperbeschreibungen bewusst außer Acht gelassen. Das schafft Raum für Fantasie. Schließlich stellt sich jede Frau etwas anderes vor, wenn sie die Audio hört. Die meisten Frauen benötigen für ihre sexuelle Bereitschaft ein höheres Sicherheitsgefühl als Männer. Erotische Hörspiele bieten die Möglichkeit, die Protagonist*innen selbst zu besetzen, die Geschichte und Intensität der Darstellung mitzubestimmen. „Sie hat mehr Einfluss und Kontrolle über die Entwicklung ihrer Fantasiewelt – dies gibt ihr ein stärkeres Gefühl der Sicherheit“, begründet Ulrike Vogt den Erfolg der Erotikhörspiele bei Frauen.