Fiese Mienen: „Hinschmeißen ist keine Option“
Junge Leute, die coole Sachen machen: Nicht lange warten, einfach loslegen. Wir stellen euch in diesem Format junge Leute vor, die wir bewundern, weil sie sich einfach getraut haben, einen Traum in die Tat umzusetzen. Sie zeigen uns, warum sich das lohnt. Dieses Mal haben wir das Filmteam von „Fiese Mienen“ gefragt, was es braucht, um einfach anzufangen.
Die deutsche Filmlandschaft ist nicht gerade die abwechslungsreichste. Erfolg hat vor allem Til Schweiger und der Tatort. Dass es auch anders geht, wollen ein paar junge Filmemacher aus München beweisen. Mit Mini-Budget drehen sie gerade den spannendsten deutschen Film seit Langem. In „Fiese Mienen“ geht es um eine Bande von ziemlich crazy Typen, die in einer wunderschön gestalteten Fantasiewelt ihren Kumpel suchen. Mittenrein platzt das kleine Mädchen Duna, das alles zusätzlich durcheinander wirbelt. Wir haben mit der Darstellerin von Duna, Tine Hagemann, Regisseur Clemens Krüger und Admiral Fox alias Florian Günther gesprochen und uns erklären lassen, was man braucht, um seine Träume in die Realität umzusetzen.
„Es ist wie ein Märchen“, beschreibt Clemens den Film, „eine Fantasiegeschichte, in die man voll hineingesogen wird. Und die Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten, machen den Film reich und abwechslungsreich. Sie haben sich zusammengerauft und sind dann auf diesem Roadtrip“. Es wird eine Traumwelt erschaffen, um den Traum vom eigenen Film wahr werden zu lassen.
Die eigenen Träume in die Tat umzusetzen fällt unserer Generation Y angesichts der scheinbar unendlichen Möglichkeiten, etwas aus unserem Leben zu machen, ziemlich schwer. Erschlagen von der Riesenauswahl schaffen wir es oft nicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Denn eine Entscheidung für eine Möglichkeit bedeutet gleichzeitig ja auch eine Entscheidung gegen 999.999 andere. Gleichzeitig fühlen wir uns enorm unter Druck, die richtige Entscheidung treffen zu müssen. Wir müssen vor unseren Eltern bestehen können, die wollen, dass wir selbst- und eigenverantwortlich für unser Leben aufkommen können und vor unseren Freunden, denen wir eine möglichst coole Geschichte von unserem Leben erzählen wollen – in echt und auf Facebook. Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann nennt das „biographisches Selbstmanagement“.
Hürden zusammen überspringen
Natürlich bedeutet das, dass man einige Hürden überspringen muss, um sich seinen Wunsch zu erfüllen. Trotz der ganzen Widrigkeiten haben sich Leute gefunden, die zusammen für dieses Filmprojekt kämpfen, weil sie wirklich absolut davon überzeugt sind. „Alle sind von der Story und von den bisher entstandenen Bildern total geflasht, was man von anderen Projekten gar nicht kennt. Das finde ich zeigt auch schon das Potenzial von unserem Film“, so das Team. Die Beteiligten haben Mut, ihre Ideen einfach umzusetzen. Sie schauen nicht auf die möglichen negativen Folgen, sondern auf die Chancen, die sich daraus ergeben können. „Wir bekommen eine ganz andere Energie, die uns fesselt und entfesselt. Wir setzen vor Ort Änderungen spontan um und passen uns an die Gegebenheiten jeweils an“, erzählt uns Clemens.
Alles zu Füßen liegen haben sie sicher nicht, aber sie kommen auch so zurecht: „Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben. Wir brauchen in erster Linie den Support der Leute, die dabei gerne mitmachen und den Film in die Welt raustragen wollen. Es ist Wahnsinn, was durch Netzwerke alles geht. Man streut in die Runde ‚wir brauchen das und das‘ und man glaubt gar nicht, was da alles möglich ist. Grade auch, wenn man so eine Gruppe an Leuten ist, hat man dann ein riesiges Netzwerk, auf das man zurückgreifen kann.“
Hinschmeißen oder Albträume mit 60
„Filme machen ist ein ständiges Lernen und sich Weiterentwickeln“, so Clemens. Das kann man auf das ganze Leben anwenden. Wenn man etwas ausprobiert und einfach macht, dann lernt man daraus auch, ob und wie es funktioniert. Ob einem der Job, den man sich anhand der Stellenanzeige grob vorstellen kann, taugt oder nicht, weiß man erst, wenn man ihn ausprobiert und seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. Man kann noch so viele Hirnwindungen damit beschäftigen, um herauszufinden, was man will oder nicht, am Ende wird man es erst wissen, wenn man es selbst gemacht hat.
ZEITjUNG: „Wolltet ihr trotzdem schon mal hinschmeißen?“
Florian: „Den Punkt wird’s nicht nur einmal geben.“
Clemens: „Je höher das Ziel ist, das man sich steckt, umso öfter wird man auch einfach an diesem Punkt ankommen. Es ist natürlich Wahnsinn, dass wir überhaupt kein Budget haben und trotzdem diesen Kinofilm aus dem Boden stampfen.“
ZEITjUNG: „Was ist eurer Erfahrung nach eine gute Möglichkeit, sich selber zu motivieren, um eine coole Idee für sich umzusetzen?“
Florian: „Einfach machen. Jeder von uns stand sicher irgendwann mal vor dieser Wahl: Ey, willst du das wirklich machen in diesem künstlerischen Bereich, willst du das wirklich riskieren? Du weißt nicht, was du monatlich verdienst, du weißt nicht, wie lange das alles läuft. Ich glaube da muss man sich schon sehr bewusst sein, dass das ein sehr langer und steiniger Weg ist. Ich hab mir immer gesagt, dass ich keinen Bock habe, mit 60 aufzuwachen und zu sagen: Ach hätte ich doch damals… Hätte ich’s doch wenigstens mal probiert. Deshalb gilt da einfach, wie bei allem im Leben: einfach machen.“
Wie, du hast ein Kind???
Weil den Jungs und Mädels immer wenig Geld zur Verfügung steht, dauert der Dreh schon mehrere Jahre. Das Team versteht sich aber immer noch super, auch wenn man sich nicht so oft sieht, um alles Wichtige mitzukriegen.
Florian: „Es ist halt witzig, wenn du über so nen langen Zeitraum ein Projekt verfolgst, dass du sagen kannst: ‚Hey, das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, hattest du noch kein Kind, oder?‘. Grade bei uns jetzt sind es schon drei Kinder.“
Tine: „Wer ist der Dritte?“
Florian: (Zeigt zögernd auf sich) „Ich.“
Tine: „Nein!“ (ungläubig, im Anschluss sprachlos)
Alle: Großes Gelächter.
Clemens: „Das sind eben so die Sachen. Manche wechseln die Stadt, Kinder werden geboren, neue Projekte entstehen… Ja, nur mit dem Aussehen der Schauspieler hoffen wir, dass das wenigstens halbwegs ähnlich bleibt.“ (Gelächter)
Ihr könnt den Film und seine Macher über die Crowdfundingplattform Indiegogo unterstützen. ZEITjUNG empfiehlt nach diesem sympathischen Kennenlernen eine Beteiligung in Höhe von mindestens 500.000,- € pro Person.
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