Fotoserie: Männer, die mit Puppen leben

Schaufensterpuppen haben nichts Lebendiges an sich. Sie sind dafür da, die Massenauswahl des Geschäfts dahinter auf ein paar Stücke herunter zu brechen. So ohne Augen und abgemagert wirken sie immer ein bisschen gruselig. Vielleicht hatte Matt McMullen ähnliche Gedanken, als er in den 90ern anfing, den Puppen seiner Firma einen größeren Wirklichkeitsanstrich zu verpassen.

Seine Idee, echt aussehende weibliche Imitate zu basteln, kam gut an. Hinter „Abyss Creations“ verbirgt sich eine Firma, die Spielzeuge für Erwachsene herstellt: Sexpuppen. Die in Lebensgröße angefertigten Spielgefährtinnen haben eine riesige Fangemeinde. Benita Marcussen wollte wissen, wohin die speziell hergestellten Puppen verschwinden und hat einige der Männer abgelichtet, die sich durch Matt McMullens Erfindungsreichtum aus der Tristesse des Alltags befreien.

 

Einsame Herzen

 

Erwachsene Männer, die mit Puppen zusammenleben – ein Fetisch, der so dermaßen falsch wirkt, dass er dich bei der Sichtung eines solchen Paares die Straßenseite wechseln lässt. Marcussen sah das zunächst genau so. Als sie aber einige der Käufer kennen lernte, änderte sich ihre Sicht auf die Dinge(r). Nach ihren ersten Blicken über den Vorurteilszaun kam sie zu folgendem Schluss: „So far I have met six men. Two are married and have kids. Two are divorced after more than 13 years of marriage. One man left his partner shortly before getting married and one has never had a serious relationship with a woman. All men have different stories and reasons for owning and living with dolls. They cannot be categorized together eventhough all of them agree that dolls ease the pain of lonelyness.“

Die Datingszene ist wie die Welt an sich: vollgestopft mit Irren und solchen, die es zwar noch nicht sind, aber bald sein werden. Und egal, wem man begegnet – es scheint immer ein Problem zu geben. Der Balzruf vieler Menschen bleibt ungehört und Partnerschaften haben immer öfter die Lebensdauer von Eintagsfliegen. Allein in Deutschland krebst jeder fünfte Mensch einsam in seiner Wohnungen herum – das fand das Statistische Bundesamt im Jahr 2011 heraus.

Sich Alternativen wie Silikonpuppen zu suchen, die das überlaute Ticken der Wohnzimmeruhr im stillen, menschenleeren Haus erträglicher machen und dich mit Sicherheit niemals für einen gut aussehenden Ken verlassen werden – na gut, meine Lösung wäre es nicht. Aber ich finde auch die Leute komisch, die sich mit zehn Katzen und zwölf Hunden umgeben. Darüber zu urteilen, welches Mittel gegen die Einsamkeit weniger dubios ist, sollten wir uns vielleicht für den Tag aufheben, an dem wir selbst vom Leben zu einer solchen Entscheidung getrieben werden.

 

Immer perfekt gestylt

 

Seit 2012 hatte die Seite dollforum.com bereits knapp zwei Millionen Aufrufe, die Mitgliederzahl beläuft sich auf 41.000. Dort tauschen sich Männer – und auch Frauen – darüber aus, wie sie mit ihren Püppchen so den Tag verbringen. Diese können sie übrigens selbst mitgestalten – von der Augenfarbe bis hin zu den Haaren und passender Kleidung kann alles nach den eigenen Vorstellungen hergestellt werden. Diese extravaganten Gestaltungswünsche kosten nicht wenig – so eine Traumfrau kann einem bis zu 51.143 Dollar aus der Tasche ziehen.

Als Benita Marcussen zum Fototermin in den privaten Residenzen auftauchte, waren die leblosen Begleiterinnen der Männer perfekt frisiert und angezogen: „In general the men are vein on behalf of the dolls. Especially when the dolls are photographed it is important that their hair and clothes are perfect. They enjoy showing their dolls off either at meetings or via the Internet where they upload pictures of established situations.“

Wie so ein Alltag mit einer Sexpuppe aussieht, haben wir euch in der Bildergalerie zusammengetragen. Schaut euch einfach an, wie der so aussieht – und geht mit eurem nächsten Date etwas weniger kritisch um. Immerhin lebt und atmet dieser Mensch – Eigenschaften, die definitiv dafür sprechen, Personen aus Fleisch und Blut eine zweite Chance zu geben.