Drogenkriminalität im Görlitzer Park
Vom „Hollywoodreporter“ zur coolsten Stadt des Planeten gekürt, hat Berlin in seinem coolsten Stadtviertel mit ziemlichen Problemen zu kämpfen. Drogenhandel und Bandenkriege in Kreuzberg und dem Görlitzer Park machen Anwohnern und Polizeibeamten weiterhin zu schaffen. Die Drogenproblematik in Berlin-Kreuzberg, speziell im Görlitzer Park, reißt nicht ab.
Was haben wir nicht schon alles schon gehört. Der Meldung, Junkie-Kot mache Berliner Hunde high, folgte schnell eine Gegendarstellung des taz-Blogs, dass Junkie-Kacke doch harmlos sei. Denn medizinisch betrachtet findet nur eine absolut geringfügige Ausscheidung von Heroin und Morphin über Galle, Darm und Kot statt. Wie auch immer: Junkies, die den Görlitzer Park als Toilette nutzen, und Hunde, die sich an diesem freien Büffet bedienen, sind noch die kleinste Sorge der Berliner. Das Problem bilden weniger die Konsumenten als vielmehr die Dealer. Es kommt regelmäßig zu Bandenkriegen und Selbstjustiz rund um den Görlitzer Park.
Trotz hoher Polizeipräsenz und Razzien bekommt man die Drogenkriminalität nicht in den Griff. Der Unmut der Anwohnern darüber ist groß. Es fehle die notwendige Härte im Kampf gegen die Drogenkriminalität, behaupten einige. Die Polizei setzte vor knapp einem Monat auf Prävention und verteilte im Görlitzer Park Broschüren. Die Aktion sollte vermeintlich Ahnungslose vor Straftaten schützen. In der Infobroschüre steht, wie die Dealer vorgehen. Ab ca. zehn Uhr beziehen die Dealer ihre Stellung. Beliefert werden sie von Kurieren, die auf ihren Mountainbikes zwischen der Skalitzer Straße und dem Landwehrkanal hin und her fahren. Diese sind auch dafür verantwortlich, vor der Polizei oder anderen verdächtigen Personen zu warnen. Weiterhin klärt die Broschüre über die möglichen Risiken auf, die auf Drogeninteressierte zukommen. So werden die potentiellen Kunden häufig beim Deal beraubt, überfallen oder bestohlen. Zur Abwicklung locken Dealer die Käufer in einen Hinterhof, wo sie dann mehr Geld verlangen und das Opfer bedrohen oder gewalttätig werden.
Im besten Fall soll die Aktion der Polizei dazu führen, dass mehr und mehr Menschen Abstand davon nehmen, Drogen zu kaufen. Broschüren zu drucken, ist sicherlich eine Option, zu warnen und aufzuklären. Bürgerinitiativen und Vereine haben durch Online-Anbieter wie xposeprint.de ebenfalls die Möglichkeit, durch eigens entworfene Flyer und Broschüren Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber das allein dürfte kaum reichen, um der Drogenproblematik Herr zu werden.
Der Modellversuch, der jetzt seit gut einem Jahr im Gespräch ist, bietet einen völlig neuen Ansatz: Der Verkauf von Cannabis soll legalisiert werden. Die Dealer am Görli handeln zwar auch mit harten Drogen, 80 Prozent ihres Geschäfts macht aber der Handel mit Gras aus. Ob die Einrichtung von Coffeeshops in Deutschland sinnvoll wäre, wird schon länger diskutiert. Ein erster Gesetzentwurf beim Bundesinstitut für Arzneimittel ist geplant. Zu diesem Vorhaben gibt es viele kritische Stimmen, aber selbst die schärfsten Kritiker können nicht leugnen, dass die jahrzehntelang geführte staatliche Repressionspolitik erfolglos war. Es war letztlich nur ein Verschleiß hunderter Polizeibeamter und eine Verschleuderung von mehreren Millionen Euro Steuergeldern. Besonders die CDU spricht sich klar gegen die Idee der Coffee-Shops aus. Sie will stattdessen den Park nachts schließen und tagsüber alle Besucher polizeilich durchsuchen lassen. Was die Vergangenheit bewies: Das ist keine Lösung, sondern höchsten eine Verlagerung des Problems. Vielleicht sollte man das mal auf eine Broschüre drucken.
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Bildrechte: Tim unter CC BY-SA 2.0