Joanna Stein Sex Kolumne

Frag Joanna! „Wie beichte ich meinem Partner, dass ich immer vortäusche?“

Variante 1: Klartext

 

Ich persönlich bin ja für Offenheit. Nicht schonungslos, aber so, dass alle Beteiligten wissen, woran sie sind. Und dem ist ja in deinem Fall nicht so. Dein Freund hat keine Ahnung, dass du nicht so problemlos kommen kannst. Vielleicht habt ihr sogar mal darüber gesprochen, aber da du Orgasmen vorgetäuscht hast, die gar nicht da waren, oder die einfach noch ein bisschen mehr Zeit gebraucht hätten, um real zu werden, hat er keinen Grund gehabt, irgendwas zu ändern.

Ein bisschen unglücklich ist, dass jetzt schon drei Jahre vergangen sind. Das kann für ihn natürlich ein Schlag ins Gesicht sein, den er erst mal verdauen muss… Ihm den zu verpassen ist ziemlich unangenehm, aber eigentlich fast unvermeidbar. Stell dir mal vor, ihr seid wirklich langfristig zusammen, und du lässt das Ganze weiterlaufen. Dann hast du weiterhin keine echten Orgasmen, und mal ehrlich, das willst du auch nicht. Und, was noch viel wichtiger ist, dein schlechtes Gewissen wird möglicherweise irgendwann so übermachtig, dass es eure Beziehung bedrohen kann. Und es wird nicht leichter, je länger dein Schauspiel anhält. Im Gegenteil. Leider ist es nicht ganz ungefährlich diese Karte auf den Tisch zu legen. Möglich, dass dein Freund das als riesigen Vertrauensbruch auffasst, und dann vielleicht erst wieder lernen muss, dir in solchen Dingen Vertrauen zu schenken. Ich denke aber, dass es durchaus auch im Bereich des Möglichen ist, dass er froh ist, wenn du ihm das erzählst, und fragt, warum du dich bislang nicht getraut hast.

Such dir einen guten Tag, und erzähl ihm pi Mal Daumen, was du mir geschrieben hast. Da hast du dein Problem gut auf den Punkt gebracht, es ist diplomatisch formuliert, und deine Sorge und tiefen Gefühle für ihn stecken auch drin.

 

Variante 2: Die Vorstellung ist zu Ende

 

Auch diese Variante ist ziemlich ehrlich. Wenn du einfach aufhörst, ihm was vorzumachen, dann wird er sich vermutlich wundern. Vielleicht ändert er dann seine bisherigen Vorgehensweisen, und dein Problem löst sich von selbst. Oder er fragt nach, was los ist, und öffnet dir damit in gewisser Weise die Tür für Variante 1. Falls er es nicht wirklich bemerkt, dann weißt du auch woran du bist, irgendwie, aber das wollen wir jetzt mal nicht hoffen…