Eine Idee Liebe: Wie Mütter ihre Töchter prägen
Die romantische Liebe ist zum Kitt unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?
Es gibt Beziehungen, die begleiten dich dein Leben lang. Das können romantische Beziehungen sein oder auch Freundschaften. Heute möchte ich mich jedoch mit einer Beziehung beschäftigen, von der jede meiner Freundinnen ein Lied singen kann: Der Beziehung zwischen Töchtern und ihren Müttern.
Denn ja, auch Mutterliebe ist Liebe. Das vergessen wir in dem ganzen Dating-Chaos ja schon einmal. Und das, obwohl Mama häufig die erste ist, die angerufen wird, wenn der tolle Typ von Tinder sich doch mal wieder nicht binden wollte oder vergessen hat zu erwähnen, dass er schon vergeben ist.
Und dann gibt es natürlich noch die Momente, in denen wir im Alltag kurz innehalten und verwundert den Kopf schütteln: „Oh Gott, ich klinge ja schon wie meine Mutter!“
Falls du dich jetzt angesprochen fühlst: Willkommen im Club, schnapp dir einen Stuhl und setz dich dazu, du bist nicht allein.
Nein, wirklich nicht.
Gerade in den vergangenen zwei Jahren habe ich mit Freundinnen, Bekannten und auch meiner eigenen Mum häufiger über das Verhältnis zwischen Müttern und ihren Töchtern gesprochen. Und eines hatten dabei alle Gespräche gemeinsam: Jede Frau behauptete, die Beziehung zwischen ihrer Mutter und ihr selbst, sei eine ganz besondere.
Dabei muss „besonders“ an dieser Stelle gar nicht ausnahmslos „gut“ bedeuten. Viel mehr bezieht sich diese Aussage auf die Struktur der Beziehung und darauf, wie sich die Verbindung zwischen Mutter und Tochter über die Jahre verändert hat.
Ich schließe mich da gar nicht aus. Auch meine Mutter und ich haben in den vergangenen Jahrzehnten einige Kämpfe und Meinungsverschiedenheiten miteinander ausgetragen und ich wage zu behaupten, dass sich diese erst final klären konnten, nachdem wir beide für uns akzeptiert haben, dass wir eben nicht nur unsere Rollen sind, sondern auch unabhängig davon erwachsene und eigenständige Individuen mit Bedürfnissen und vor allem Grenzen. Dennoch kann ich durch die Bank weg behaupten, dass wir stets einen liebevollen und respektvollen Umgang miteinander hatten. Das ist vielleicht auch der passende Moment, um einmal den Hut vor meiner Mum zu ziehen, denn ich bezweifle, dass ich an ihrer Stelle so viel Verständnis und Geduld mit meiner sprunghaften Tochter gehabt hätte.
Egal ob ich zum 10. Mal umzog, meinen Studiengang wechselte, einen Hund adoptierte oder mit einem 20-Jahre älteren Mann zuhause aufschlug, meine Mum zog nie voreilige Schlüsse, sondern schaute sich das ganze erst mal ein paar Tage an, um mir dann ihre ehrliche Meinung zu offenbaren. Manches davon sah ich ein, anderes nicht, doch irgendwie fanden wir stets wieder zusammen.
Da ich hier aber nicht nur aus dem Nähkästchen plaudern will, habe ich in der vergangenen Woche mal meinen Soziologie-Bachelor bemüht und mich in die Tiefen der Sozialwissenschaft begeben, um herauszufinden, was die so über Mutter-Tochter-Beziehungen zu sagen hat.