Mutter Tochter Beziehungen

Eine Idee Liebe: Wie Mütter ihre Töchter prägen

Freunde kann man sich aussuchen, die Eltern aber nicht.

„Muttersein“ ist heute emotional enorm aufgeladen. Die französische Philosophin Elisabeth Badinter hat in ihrem Buch die Geschichte der „Mutterliebe“ untersucht. Und sie zeigt: Die Bedeutung von Mutterschaft hat sich über die Jahrhunderte stark verändert. Sie leitet das von der Bedeutung ab, die Kinder für die Gesellschaft haben. Noch im 17. Jahrhundert waren Kinder nicht mehr wert als Tiere.

Erst durch Rousseau, und später durch die Psychoanalyse veränderte sich der Blick auf das Kind und damit auch die Anforderungen an die Mutter:
„Durch die Psychoanalyse wird die Mutter zur Hauptverantwortlichen für das Glück des Sprösslings befördert. Eine entsetzliche Aufgabe, die ihre Rolle erschöpfend festlegt.“

So unangenehm mir dieser Gedanke auch sein mag, aber ich denke Badinter hat Recht. Egal was das Kind macht oder nicht macht, im Zweifel wird immer die Mutter als Sündenbock herangezogen. Gleiches gilt übrigens auch für das Bild, was die Gesellschaft von der „perfekten Mutter“ hat. Während es bei Vätern häufig reicht, wenn sie die Rolle des Versorgers einnehmen und ab und zu bei Familienfesten auftauchen (ja ich weiß, sehr plakativ), scheint es, als müssten Frauen gleich mehrere Persönlichkeiten annehmen, um vor dem gesellschaftlichen Auge bestehen zu können. Gerade in Deutschland ist nicht erst seit dem Nationalsozialismus ein wahrer Kult um die Mutter entstanden. Sie trägt die Verantwortung für ihre Kinder, schmeißt den Haushalt, sieht bei festlichen Anlässen gut an der Seite ihres Mannes aus und kümmert sich um den Zusammenhalt der Familie. Sie gibt ihr Kind nicht mit 6 Monaten in der Kita ab („Rabenmutter“) und Schlaf braucht sie in den ersten zwei Jahren ihres Kindes natürlich auch nicht. Einige Jahre später kam dann für viele Frauen auch noch die Emanzipation dazu, was zunächst einmal ja etwas Gutes ist, von einigen Mitgliedern unserer Gesellschaft jedoch kategorisch falsch verstanden wurde. Denn anstatt die Care-Arbeit 50/50 zwischen den Eltern aufzuteilen, blieb die Erziehung und der Haushalt weiterhin zu 100% bei der Frau und obendrauf durfte sie nun auch noch 40 Stunden arbeiten gehen. Der Begriff „Powerfrau“ war geboren. Egal wie gut ausgebildet oder erfolgreich eine Frau ist, die relevante Frage wird immer sein: „Und wie geht es deinen Kindern damit?“Man nenne mir einen Mann, der sich diese Frage gefallen lassen muss.

The kids are alright

Aber Rahel, hier soll es doch um Mutter-Tochter-Beziehungen gehen, oder? Ja richtig. Und was auf den ersten Blick noch wirken mag wie ein Schwenk in die völlig falsche Richtung ist meiner Meinung nach essentiell für das Verhältnis, welches Mütter mit ihren Töchtern aufbauen. Denn ob wir es wollen oder nicht, wir schauen uns verdammt viel von unserer Mutter ab. Deshalb kommt es mit dem Alter ja immer häufiger zu diesen Ich-werde-wie-meine-Mutter-Momenten.

Wir schauen uns unsere Mütter an und sehen sie in genau dieser Rolle. Einige von uns merken dann erst nach der Pubertät oder vielleicht auch erst wenn sie selbst Mutter werden, was diese Frau, die wir unser Leben lang „Mama“ genannt haben, eigentlich geleistet hat. Aber vor allem beginnen wir sie als das zu sehen was sie ist: Eine Frau, mit Bedürfnissen, Fehlern und Grenzen.

Das heißt nicht, dass wir unseren Müttern ihr Fehlverhalten oder ihre Schwächen im Umgang mit uns nicht vorhalten dürfen. Aber es bedeutet eben auch, dass wir anfangen müssen uns selbst zu reflektieren. Ja, unsere Mutter hat eine sehr prägende Rolle in unserem Leben gespielt und das wird sie sicher auch weiterhin. Doch vielleicht tun wir uns und unserer Beziehung mit ihr etwas Gutes, wenn wir beginnen uns als gleichwertige Frauen zu betrachten, die versuchen in einer männerdominierten Welt klarzukommen.

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Bildquelle: Ksenia Chernaya von Pexels; CC0-Lizenz