#FragenNachZahlen mit Donskoy: „Was tust du, wenn du nicht schlafen kannst?“
Daniel Donskoy ist Schauspieler, Theaterproduzent und seit diesem Jahr auch als Musiker unterwegs. Im Januar veröffentlichte der Sänger seine allererste Single „Cry by the River“, vor kurzem erschien die zweite Single „Didn’t I say so.“ Einen Tag vor dem offiziellen Release seines dritten Songs „Should I give up on love“ war Donskoy zu Besuch in der Schreinerei.
Sowohl seine erste Debüt-Single, als auch alle darauffolgenden Nummern finanzierte Donskoy sich mit seiner Gage für die RTL-Serie „Sankt Maik“, bei der der gebürtige Moskauer die Hauptrolle, einen betrügerischen Priester, spielt. Angst vor dem Risiko, pleite zu gehen, ist bei ihm Fehlanzeige. „Ich habe mir das größte Geschenk überhaupt gemacht“, sagt er. Die Musik war schon immer ein fester Bestandteil in seinem Leben, mit 18 Jahren hat er sich schon einmal als Musiker versucht – ohne Erfolg. Damals, sagt er, hatte er wohl noch nicht genug erlebt. Heute, mit 29, ist die Zeit für ihn reif.
Im ZEITjUNG-Interview sprechen wir mit ihm über Lampenfieber und die Liebe, das Alleinsein und kritische Mütter.
ZEITjUNG: Du hast erst in diesem Jahr angefangen Musik zu machen. Hat dir allein mit der Schauspielerei etwas gefehlt?
Donskoy: Es war kein Fehlen, sondern ich liebe es vieles auszuprobieren und kreativ zu sein – egal ob mit Musik oder Schauspielerei. Nun war die Zeit reif, um die Musik zu meinem Job zu machen und ich bin sehr happy, dass ich diese Entscheidung getroffen habe.
Im Gegensatz zur Schauspielerei spielst du beim Musikmachen keine Rolle.
Ja und genau das ist ja das Schöne. Auf der Bühne bin ich ungefiltert Ich. Ich muss mich richtig zusammenreißen, dass ich dem Publikum nicht alles aus meinem Leben erzähle (lacht). Aber genau für solche Momente ist Musik so schön. Man kann Gefühle konservieren und sie in eine dreiminütige Geschichte packen, die Leute berührt. Bis heute kann man sich Lieder anhören, die in den 40ern oder 50ern geschrieben wurden und checkt immer noch das Gefühl dahinter – obwohl man mit dieser Zeit nichts zu tun hat.
Hilft dir die Schauspielerfahrung, wenn du auf der Bühne stehst und Lampenfieber hast?
Sogar sehr, denn dank der Erfahrung und Gewohnheit habe ich weniger Lampenfieber. Schwer fällt mir eher der Moment, wenn ich von der Bühne gehe. Plötzlich performt man nicht mehr, muss aber sofort Selfies machen und Interviews geben. Da hilft es sehr, dass ich durch die Schauspielerei schon Erfahrung mit all der Aufmerksamkeit machen konnte. Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an die letzte Echo-Verleihung. Ich war viel zu spät dran, hab‘ im Auto noch schnell Sushi gegessen, bin ausgestiegen und von allen Seiten haben die Leute geschrien: „Ahh, Daniel!“ Darauf wäre ich ohne meine Erfahrung absolut nicht vorbereitet gewesen.
In deinem Song „Didn’t I say so“ singst du von einer Liebe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Singst du über eine persönliche Erfahrung?
Ja, hundertprozentig. Ich schreibe fast nur aus persönlichen Erfahrungen. Bei dem Song geht es darum, sich in eine Sache hineinzumanövrieren, obwohl man weiß, dass es falsch ist. Ich habe mich in eine Liebe gestürzt, mit dem hundertprozentigen Wissen, dass sie kaputtgeht.
Du betonst oft, dass du gerne Single bist. Singst aber davon, dass du dich in der Großstadt Berlins so einsam fühlst. Wie passt das zusammen?
Kennst du das Gefühl, wenn du irgendwo hingehst, wo du sonst immer Zeit mit einer anderen Person verbracht hast? Man steht da und fühlt sich einfach nur allein. Eigentlich fühle ich mich nicht allein in meinem Leben, überhaupt nicht. Aber es gibt so gewisse Momente und Orte, an denen man immer zusammen mit dieser einen Person war – wenn sie dann plötzlich weg ist, fehlt die Hälfte.
Um was geht’s bei deinem neuen Song „Should I give up on love“?
Ums Loslassen. Wenn man zu viel getrunken hat, sagt man sich: Ich werde nie wieder Alkohol trinken. Genauso ist das bei einem gebrochenen Herzen. Man schwört sich, dass man sich nie wieder verlieben wird.
Du hast einmal gesagt, dass Liebe, Sex und Romantik für dich nicht zusammen gehören. Was ist dein Verständnis von Liebe?
Das ist eine schwierige Frage. Liebe kann für mich eine Million verschiedene Sachen bedeuten: Ich liebe meine Familie, meine Freunde. Ich liebe gutes Essen, ich liebe die Musik. Liebe ist für mich mehr ein Gefühl von Lebendigkeit. Sogar Lampenfieber ist für mich ein Gefühl von Liebe.
Du sprichst gerade von deiner Familie. Deine Mutter wohnt in Tel Aviv, wo du aufgewachsen bist. Aktuell wohnst du in London, hast aber auch eine Wohnung in Berlin. Was bedeutet für dich Heimat?
Es gibt viele Orte, die für einen kurzen Abschnitt lang Heimat für mich waren. Wenn ich übers Schauspielern spreche, dann ist meine Heimat London, dort hat alles angefangen. Musikalisch bin ich in Berlin zuhause, wo auch mein Studio ist. Rede ich aber davon, dass ich nach Hause fahre, dann meine ich Tel Aviv. Ich wohne da nicht, habe nicht mal ein eigenes Zimmer, aber trotzdem fühle ich mich immer dort Zuhause, wo die Eltern sind.
Was sagt eigentlich deine Mutter zu deiner Musik?
Sie ist kritisch. Am Anfang war sie vor allem deshalb kritisch, weil ich schon wieder etwas Neues ausprobiert habe. Kritik von der Familie tut zwar am allermeisten weh, aber sie bringt einen auch weiter.
Und du hörst dann auf deine Mutter?
Nein. (lacht)
Wie fühlt es sich für dich an, bald auf Tour zu gehen?
Unglaublich gut. Vor einem Jahr habe ich noch auf den Straßen in Berlin gespielt – jetzt geht es auf Tour. Ich freue mich riesig darauf, in ganz Deutschland rumzufahren und Musik zu machen.
Eine Musiktour, zwei Tatorte, die 2. Staffel von „Sankt Maik“ – du hast in diesem Jahr viele Projekte geplant. Würdest du sagen, du bist gerade die Version von dir selbst, die du sein möchtest?
Ja, das bin ich. Ich darf gerade so viele Facetten von mir ausleben, das ist ein Riesengeschenk. Ich denke immer: Versuch’s doch – schlimmstenfalls klappt’s nicht und das Leben geht weiter.
#FragenNachZahlen
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Bildquelle: Sven Serkis