James Hersey bei ZEITjUNG

#FragenNachZahlen mit James Hersey: „Mit was gibst du gerne an?“

Der Wiener Singer-Songwriter James Hersey ruft ein Servus in die Runde und eilt im Stechschritt ans Klavier. Bevor unser Interview losgeht, spielt er zur Verzückung aller Anwesenden einige Akkorde. Im Interview lernen wir einen entspannten Herzblutmusiker kennen, der vor Kreativität sprudelt und sein Innerstes in Musik umwandelt.

 

Das Video mit James Hersey gibt’s auch auf unserem Instagram-Account!

 

Du veröffentlichst die Tage dein neues Mini-Album. Was erwartet uns denn?
James: Das Ganze hat damit angefangen, dass ich einfach ein bisschen schreiben wollte. Ich hatte eigentlich schon einen Haufen Lieder fertig für ein EP, aber ich war nicht ganz zufrieden. Ich bin mit Narou, einem alten Freund von mir, nach Spanien geflogen. Ich liebe es total Texte zu schreiben und er liebt es, zu produzieren und so haben wir uns zusammengefunden. Uns war ziemlich schnell klar, dass wir was Neues entdeckt haben. Einen sehr ehrlichen und ruhigen Sound, ganz anders als meine früheren Sachen. Ich wollte nicht versuchen, wieder Hits zu schreiben, sondern einfach mal die schönsten Sachen, die ich finden kann, aufschreiben und den Leuten zeigen.

Dein Mini-Album heißt „Innerverse“, also quasi sein Inneres nach außen tragen. Wie kann man sich das vorstellen?
Es hat mehrere Bedeutungen für mich. Es ist das innere Universum: Statt dem Universe, das Innerverse. Und verse bedeutet auf Englisch auch Strophe: Die innere Stimme, die innere Strophe. Ich habe mich von Nikos, also Narou, leiten lassen, weil er ein gutes ästhetisches Gefühl hat. Ich bin wie ein Geysir und man muss versuchen, diesen Geysir zu kontrollieren und in einen Springbrunnen zu verwandeln, aus dem man trinken kann. Denn als Songwriter und Künstler, explodiert man die ganze Zeit: Ich könnte einfach die ganze Zeit schreiben und muss mich immer zurück halten und warten, bis das richtige Gefühl kommt. Der Produzent muss schauen, dass er das unter Kontrolle bringt und trinkbar macht. (lacht)

Du hast ja gerade von der Kreativität gesprochen, die aus dir rasusprudelt. Wie wichtig ist es da, die richtigen Partner zu haben, die einem helfen diese Kreativität zu bündeln?
Man kann schon alleine drauf losarbeiten. Bemerkbar macht sich in diesen Szenarien, dass es super lange dauert bis irgendwas Brauchbares dabei rauskommt, weil so viele Ideen einfach kein Zuhause haben. Für mich ist es zum Beispiel irsinnig gefährlich am Computer zu arbeiten: ich schieße 80 Melodien auf eine Idee raus. Deshalb versuche ich mich beim Schreiben zu limitieren, indem ich nur Gitarre spiele, dann kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Ich kann keine Geysir-Explosionen mit der Akustik-Gitarre veranstalten.

Die Fachpresse lobt immer wieder dein klassisches Songwriting, das du mit elektronischen Elementen mischst. Jetzt ist der Tonus auf deinem neuen Album eher ruhiger: Wie hast du das da umgesetzt? Hast du diese Elemente kombiniert?
Es ist auf jeden Fall noch kombiniert. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, eine neue spanische Gitarre zu verwenden, die mit Nylonsaiten bespannt ist. Nylonsaiten erzeugen den klassischen Lagerfeuersound. Ziel war es, auf dieser Platte möglichst sanft und ehrlich zu sein. Uns war es Wurst, ob die Leute Bock haben auf softe Musik oder nicht, das war einfach das Allerschönste was wir in dem Moment gespürt haben. Wenn ich das höre, ist das beruhigend für mich. Wie ein Nest in das ich mich reinlegen kann – emotional. Die Elektronik, die jetzt diese Platte begleitet, ist weicher und sphärischer.

Du steckst deine Gefühle in ein Album, ist das nicht wahnsinnig intim? Hast du nicht auch Angst vor den Reaktionen, weil man doch irgendwo auch blankzieht?
In der Kunst musst du einfach den „Backseat“ nehmen, also den Rücksitz. Denn es ist nicht wichtig, wer Nikos und ich sind. Es ist wichtig, dass wir ein bestimmtes Gefühl entdeckt haben und mit euch teilen möchten. Das gilt, glaube ich, für all meine Songs. Wenn ich jetzt so zurückschaue, war es mir nie wichtig, wer ich bin. In erster Linie zählt die Musik.

Vor einiger Zeit bist du nach Berlin gezogen, hat das deine Musik verändert? Berlin ist ja ein Inspirations-Hotpot, sucht man so was?
Ja. Es ist allgemein ein kreativer Hotpot. Ich genieße besonders in der Stadt, dass es gutes Essen gibt und die Preise günstig sind. Es gibt irre viel Kreativität in Berlin, das mag ich an der Stadt. Aber ich bin jetzt kein Techno-DJ und nach Berlin gezogen, weil das meine Hochburg ist. Ich fühle mich dort einfach wohl.