Daniel Donskoy sitzt vor dem Logo der Show Freitag Nacht Jews

Freitagnacht Jews: Daniel Donskoy im Interview

Zj: In der ersten Folge beschreibst du, dass Juden und Jüdinnen gerade hier in Deutschland immer nur mit den drei Begriffen Holocaust, Antisemitismus und Israel konfrontiert werden. Warum ist es dir wichtig, das aufzubrechen und mit neuen Aspekten zu erweitern?

DD: Meine Familie zum Beispiel kommt aus der Sowjetunion, heißt, wir haben nicht nur jüdische, sondern auch Migrationsgeschichte. Dennoch wurde ich hier in Deutschland natürlich mit der Zeit des Nationalsozialismus konfrontiert. Nicht immer freiwillig. Man kann das ja mal umdrehen. Die dritte Generation mit nationalsozialistischen Tätern in der Familie, die kann nichts dafür und sie will damit manchmal nicht mehr konfrontiert werden, weil das schmerzhaft ist. Klar, muss man sich damit auseinandersetzen, aber man hat ja keine Schuld mehr. Aber genauso wollen wir als junge Jüdinnen und Juden halt auch nicht mehr in Deutschland als Opfer gesehen werden, weil wir keine Opfer sind. Wir sind starke diverse Menschen. Uns ging es darum, dass man sagt, guckt mal hier sind junge, starke, jüdische Stimmen, die sich nicht reduzieren lassen auf ein Opfer des Nationalsozialismus.

Zj: Die Sendung wurde zwar in Zusammenarbeit mit dem WDR produziert, ist aber in einem kleinen und jungen Team entstanden, du selbst hast auch als Creative Producer fungiert. Was waren eure Herausforderungen und welche Vorteile hatte die Arbeit in eurer Zusammensetzung ?

DD: Die Kombination aus hohen Ansprüchen und kleinem Budget ist nicht immer einfach, aber eine Herausforderung, der wir uns voller Inbrunst gestellt haben. Die Themen, die wir behandeln, sind per se schwierige Themen, wie Integration oder was es bedeutet, eine Minderheitsidentität zu haben, diese wollten wir aber mit junger Lockerheit angehen. Und das war auch das Schöne daran, mit einem jungen Team zu arbeiten, weil da nichts festgefahren war und es auch gar keine Regeln gab. Wirklich wie ein Spielplatz für die Neuentdeckung, wie man so eine Show gestalten kann.  Bisschen Late Night, bisschen Talkshow, aber Hauptsache ehrlich. Ziel war eine junge Zielgruppe zu erreichen und für dieses Thema zu interessieren, aber nicht im klassischen Sinne: „Wir erzählen euch jetzt mal über Jüdinnen und Juden“, sondern Leute an seinen Tisch einladen, für einen geilen Abend. Paar Shots, nices Essen und eine gute Unterhaltung.

Fotocredit Christian Pries

Zj: Die bisher ausgestrahlten Folgen waren ganz unterschiedlich: Von emotionalen, erschütternden, unglaublich lustigen und tiefgehenden Momenten mit deinen Gäst*innen. Was ist dir besonders von den Gesprächen in Erinnerung geblieben, was sollten die Zuschauer*innen auf jeden Fall sehen?

DD: Für mich war ein sehr bereicherndes Gespräch mit dem Gast Ahmad Mansour, einem arabisch-israelischem Psychologen. Wir haben einfach darüber gesprochen, wie verschieden die Sozialisierung in einem Land sein kann in derselben Zeit, nur weil man verschiedene ethnische Backgrounds hat. Das ist eine Folge, glaub ich, die sehr berührt hat und die wir nochmal auch gerade jetzt in Bezug auf das ganze Interesse für den Israel-Palästina-Konflikt brauchen. Außerdem, ich will nicht vorwegnehmen warum, aber die letzten 45 Sekunden der Folge mit der wunderbaren Filmwissenschaftlerin Lea Wohl von Haselberg und Dani Levy, dem Schweizer Kultregisseur, da hält man den Atem wirklich kurz an.