Daniel Donskoy sitzt vor dem Logo der Show Freitag Nacht Jews

Freitagnacht Jews: Daniel Donskoy im Interview

Zj: Neben „Freitagnacht Jews“ bist du momentan auch in der ZDFNeo Miniserie „Schlafschafe“ zu sehen. Zwei gesellschaftskritische Sendungen, die antisemitische Hasskommentare gegen dich zur Folge hatten und haben, was du nicht einfach so hinnehmen willst. Wie genau gehst du gegen Hate-Speech im Internet vor?

DD: Als Person des öffentlichen Lebens war ich davor auch schon damit konfrontiert, aber eben nicht mit so einer Boshaftigkeit: Von leicht diffamierend bis volksverhetzend und du-sollst-sterben-Messages, das habe ich so vorher noch nicht erlebt. Tatsächlich habe ich mich dann tiefer reingelesen in die ganze Materie des Online-Hasses. Aktuell trifft das vermehrt weibliche Politiker*innen, Frauen, die sich für den Feminismus einsetzen, in Bezug auf BlackLivesMatter gibt es auch so viel Rassismus online. Allgemein eben gegen Menschen, die Veränderungen wollen und eigentlich nur für eine offene Gesellschaft plädieren, den begegnet super viel Hass. Was mir entgegenschlägt, ist auf der einen Seite Antisemitismus, und auf der anderen Seite aber blanker Systemhass aus der Querdenkerszene. Deshalb habe ich mich mit „Hassmelden“ zusammengetan, gegründet – back in the day – von Reconquista Internet mit Beteiligung von Jan Böhmermann. Das ist eine Bürgerrechtsinitiative für einen nicht rechtefreien Raum im Internet, damit Menschen im Internet halt nicht alles machen können, was sie wollen. Und nachdem ich den Kontakt aufgenommen hatte, kam dann die Idee auf, den Titelsong der Show nochmal in voller Gänze zu releasen und alle Einnahmen an die Initiative zu spenden.

Zj: Warum war dein Song JUDE deiner Meinung nach so gut für die Initiative geeignet?

DD: Weil die Leute ihn an sich lustig fanden und er auch ein satirisches Element hat, was wir mit den Credits noch bisschen befeuert haben. Das ist das Schöne als Künstler. Ich will nicht Hass mit Hass bekämpfen. Ich finde, man kann Hass aber auch nicht einfach mit Toleranz beantworten. Und meine Antwort, die ich am besten darauf geben kann, ist eine künstlerische, ein Song, der natürlich mit bösen Klischees spielt, aber genau deswegen Leute zum Nachdenken anregt. Und natürlich freue ich mich einfach wahnsinnig, dass ich damit auch Menschen helfen kann, auf der einen Seite emanzipierend JUDE auf der Straße zu rappen und auf der anderen Seite hassmelden.de zu unterstützen, die rechtlich gegen Internethass vorgehen. Das ist eigentlich wirklich das Nonplusultra des Kunstschaffens.

Zj: Ab Juni seid ihr auch im WDR-Hauptprogramm zu sehen. Gibt es schon Pläne für eine neue Staffel?

DD: Was die Zukunft der Show angeht, müssen wir mal schauen. Man darf nicht immer nur an die Zukunft denken, sonst vergisst man das Jetzt. Und im Jetzt hat die Show einen tollen Diskurs befeuert, hoffentlich viele Gedanken angestoßen – nicht nur in Bezug auf die jüdische Identität, sondern vielleicht auch ein Zeichen gesetzt, wie man eben eine Show nicht über eine Menschengruppe macht, sondern mit ihnen. Was das konkret für die Zukunft von „Freitagnacht Jews“ mit Daniel Donskoy bedeutet, weiß ich nicht, aber ich habe auch am Show-Genre Blut geleckt.

Zj: Daniel, danke dir für das Gespräch!

Alle acht Folgen der Show „Freitagnacht Jews“ sind jetzt in der ARD-Mediathek oder dem WDR-Youtubekanal zu sehen. Außerdem läuft die Sendung ab dem 18.06.2021 jeweils freitagabends um 23:30 Uhr im WDR Fernsehen.

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Bildquelle: © Christian Pries