Mann mit Feuermelder

Im Land der Verschwörungstheorien

Am 12. Mai erschien die ZDFneo-Serie Schlafschafe. Hauptdarstellerin Lisa Bitter schlüpfte dafür in die Rolle der Melanie, eine junge Familienmutter, die in unsicheren Zeiten Halt bei einem dubiosen Online-Guru sucht. Im Verlauf des Films versinkt sie immer weiter in der Welt der Verschwörungstheorien. Im Interview mit ZEITjUNG erzählte sie von ihren Erkenntnissen. Als beratender Experte unterstützte Christian Schiffer die Konzeption von „Schlafschafe“, der bereits gemeinsam mit Christian Alt 2018 das Buch „Angela Merkel ist Hitlers Tochter. Im Land der Verschwörungstheorien“ herausbrachte. Wir haben uns mit Schiffer unterhalten und ihm einige Fragen rund um Verschwörungstheoretiker*innen gestellt. 

ZEITjUNG: Wie sind du und Christian Alt auf das Thema Verschwörungstheorien gekommen?

Christian Schiffer: Wir hatten einfach das Gefühl, dass Verschwörungstheorien heute immer mehr um sich greifen und dass sie sich verändern. Zum einen, dass sie gefährlicher werden und zum anderen, dass man den Eindruck hat, mit ihnen immer öfter konfrontiert zu sein. Für uns hat das nicht so wahnsinnig viel mit den Verschwörungstheorien zu tun hat, an die wir geglaubt haben, als wir jung waren. Plötzlich waren das alles so Theorien wie die Reichsbürger, die wirklich unmittelbar, ja, gesundheitliche Schäden hervorbringen können oder Leute in Gefahr bringen. Das ist ein Thema, das momentan häufig in der Luft liegt und das man auch für die Breite der Bevölkerung aufarbeiten muss.

Es gibt Verschwörungstheorien nicht erst seit gestern, sondern eben auch schon ein bisschen länger, z. B. in Form von Akte X. Wo zieht man die Grenze? Wann sind Verschwörungstheorien noch Unterhaltung und ab wann werden sie gefährlich?

Gefährlich wird es immer dann, wenn andere Menschen in Gefahr kommen bzw. andere Menschen oder Gruppen auch verantwortlich gemacht werden. Es ist natürlich schon so, dass wenn wir jetzt auf Akte X gucken, wir das vielleicht als harmlos empfinden – so harmlos war es dann aber auch nicht. In den USA gab es durchaus Leute, die diese Alien-Verschwörung zum Anlass genommen haben, zu glauben, dass die US-Regierung ihnen was ganz Krasses verheimlicht. Das hat zum Beispiel zu einem ganz furchtbaren Anschlag geführt, bei dem auch ein Kindergarten im betroffenen Gebäude war. Der Attentäter war einer, der ganz krass an die Alien-Verschwörung glaubte. Also da muss man ein bisschen vorsichtig sein, dass man jetzt nicht Dinge verharmlost, die vielleicht gar nicht so harmlos waren – was mir aber auch erst klar geworden ist, während wir an dem Buch gearbeitet haben. Was natürlich schon ein bisschen das Neue an diesen Verschwörungstheorien von heute ist, dass die sehr nah an uns heranrücken. Die Alien-Geschichte damals, die hat jetzt mit meinem Leben nicht besonders viel zu tun.