Das verrät die Stimme über unsere Persönlichkeit

Eine Gruppe von Forscher*innen hat herausgefunden, dass sich einige Persönlichkeitszüge wie sexuelles Verlangen und Dominanz in unserer Stimme ausdrücken können: Und da heißt es, die Augen seien der Spiegel der Seele.

„Den Charakter kann man auch aus den kleinsten Handlungen erkennen“: Ob die Wissenschaftler*innen bei ihrer Forschung an das Zitat des römischen Philosophen Lucius Annaeus Seneca (nicht zu verwechseln mit AstraZeneca) gedacht haben? Das internationale Forschungsteam hat unter der Leitung der Georg-August-Universität Göttingen untersucht, ob man allein durch Tiefe oder Höhe einer Stimme Rückschlüsse auf den Charakter der Person ziehen kann. Dafür haben sie die Daten von über 2.000 Teilnehmer*innen analysiert und Informationen aus vier verschiedenen Ländern mit einbezogen.

Für das Experiment haben die Testpersonen zunächst Fragebögen ausgefüllt, um die eigene Persönlichkeit zu beurteilen. Die Forscher*innen interessierten sich unter anderem für die Sexualität der einzelnen Personen: das sexuelle Verhalten, ihre Einstellung und ihr Verlangen. Mit den gesammelten Daten wurde auch eingeschätzt, wie dominant, neurotisch, extrovertiert, offen für Erfahrungen, umgänglich und gewissenhaft die Testperson jeweils ist. Um die exakte Tonhöhe der Stimme zu bestimmen, wurden Tonaufnahmen der Testpersonen mittels eines Computerprogramms vermessen.

Tiefere Stimme zeugt von Dominanz – oder?

Laut der Studie sind Menschen mit tieferen Stimmlagen dominanter, extrovertierter und häufiger an Sex außerhalb einer Beziehung interessiert. Andere Charakterzüge wie Umgänglichkeit, Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit oder Offenheit sind aus der Stimmlage allein weniger klar ersichtlich. Unterschiede zwischen Männern und Frauen konnte das Team übrigens keine feststellen.

Dass die Stimme einer Person unser Bild von ihr prägt, das weiß auch Dr. Julia Stern – Erstautorin und Mitglied der Arbeitsgruppe Biologische Persönlichkeitspsychologie der Uni Göttingen. Wir können Stimmen sehr präzise Männern, Frauen oder Kindern jeglichen Alters zuordnen. Am Ton nehmen wir auch wahr, ob unser Gegenüber desinteressiert, nervös, freundlich oder traurig ist und treffen auch schon erste Annahmen über Vertrauen oder Dominanz. Aber welches Gewicht haben diese?

Die richtige Frage ist also nicht, wie die Stimme von Menschen uns beeinflussen kann, sondern ob die Persönlichkeit einer Person sich in der Stimme manifestieren kann. Laut den Studienergebnissen scheint die Antwort bisher Folgende zu sein: „Ja, zumindest zum Teil“.

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Bildquelle: cottonbro auf Pexels; CC0-Lizenz