Sex und Soda: Monogamie – Ist das noch zeitgemäß?
In dieser Kolumne schreibt Mila Bach über die prickelnden und weniger prickelnden Momente im Leben. Diesmal geht es um monogame und nicht-monogame Beziehungen und wie jeder ein individuelles Konzept für sich finden sollte.
Immer mehr Paare beschäftigen sich damit, ob sie ihre Beziehung öffnen sollen. Es ist eine sehr verletzliche Angelegenheit und kann Beziehungen gleichermaßen zerstören wie beflügeln. So oder so ist es aber auf jeden Fall eine Überlegung wert.
Fast alle gehen fremd
Die Argumente von Paaren, die in eine nicht-monogame Beziehung leben, sind immer die gleichen: Menschen sind von Natur aus nicht dafür gemacht, nur mit einem Menschen Sex zu haben. Körperliche und emotionale Treue sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Und zu zweit kann man seinen sexuellen Horizont nicht bis ins Unermessliche ausleben.
Ich stimme allen drei Argumenten zu. Allerdings nur zum Teil. Denn ein Schwarz -Weiß-Denken wäre hier absolut fehl am Platz.
Die letzten Jahre habe ich mich viel mit dem Thema beschäftigt. Ich habe auch während meinen Beziehungen immer mal wieder an Sex mit anderen Menschen gedacht. Und gleichzeitig habe ich gemerkt, dass meine Liebe deswegen nicht weniger wird. Trotzdem dachte ich niemals, dass so eine Form der Beziehung für mich in Frage kommt. Immerhin bekommt man von klein auf eingetrichtert, dass man treu sein soll. Doch ganz ehrlich. Wer ist das denn? Ständig hört man von Freunden, Eltern, Bekannten und Kollegen, wie sie betrügen oder betrogen wurden. Oder es passiert einem selbst. Die ganze Zeit verurteilt die Gesellschaft Menschen, die in einer nicht-monogamen Beziehung leben, dabei machen das in einer Form ja fast alle. Eine Ehefrau zu haben und mit seiner Arbeitskollegin zu schlafen ist für mich nicht monogam. Und auch der Ausrutscher mit dem Surflehrer im Mädelsurlaub hat für mich nichts mit körperlicher Treue zu tun. Wieso nicht gleich darüber sprechen, ohne unsere Partner*innen auf so unschöne Weise zu verletzen?
Der Reiz des Neuen
Ich habe mittlerweile viele (Ehe-)paare kennengelernt, die in einer offenen Beziehung leben. Alle haben ihre eigenen, individuellen „Verträge“. Die einen erzählen sich alles, bis ins kleinste Detail. Wieder andere leben nach dem „Don’t see, don’t tell“-Prinzip. Was mir auffällt: Diese Paare sind weder unglücklicher noch glücklicher als Paare in einer monogamen Beziehung. Sie haben die gleichen Probleme. Nur das Bedürfnis nach Sex mit anderen Personen und die Gefahr auf Verletzung durch Fremdgehen ist nicht mehr gegeben.