Bild von Auschwitz

Zum Gedenktag: Der Alltag eines jüdischen Jugendlichen

„Masel Tov Cocktail“

Der ARTE-Film „Masel Tov Cocktail” erzählt die Geschichte von Dimitrij Liebermann. Er ist 18 Jahre alt, Jude und Kind von russisch-jüdischen Gastarbeitern, die nun im Pott leben. Dimi hat eine Freundin, geht zur Schule, trägt Cap und Bauchtasche, doch immer, wenn sein religiöser Hintergrund thematisiert wird, wird er nicht mehr als normaler Jugendlicher wahrgenommen. „Weißt du, was man früher mit dir gemacht hätte?” droht ein Mitschüler auf der Schultoilette ihm und ahmt einen, im Konzentrationslager sterbenden, Juden nach, macht nach, wie dieser langsam erstickt. Dimi schlägt zu und blickt in die Kamera, sonst sei er nicht so, aber was hätte er tun sollen? Im weiteren Verlauf des Films begleiten wir ihn durch seinen Alltag, den Alltag eines Jugendlichen mit jüdischem Glauben. Er spricht mit den Zuschauer*innen und erzählt von seiner familiären Vergangenheit. Juden* seien heute in den Köpfen der meisten Deutschen nur bekannt aus historischen schwarz-weiß Filmen, die in der Schule halb aufmerksam abgespielt werden.  

Wie absurd diese Sicht auf moderne Juden* heute ist, zeigt der Film, und das spannend, humorvoll und reflektiert. Eine Gruppe von Mädchen tanzt für ein Video vor einem jüdischen Denkmal, als Dimi zufällig vorbeikommt. Eine beklemmende Situation für ihn, aber auch für die Zuschauer*innen. Denn es kommt die Frage auf, wie oft wir selber nicht hinsehen bei Missständen? Welche Kriegsverbrechen unsere eigenen Vorfahren begangen haben? Der Film ist gefüllt mit Fakten, die in gelber Schrift über den Bildern schweben. Und vor allem eines lässt den Film strahlen: die nüchterne Beobachtung der jüdischen Realität. Den gesamten Film könnt ihr noch bis zum 13.02.2021 hier anschauen.  

Alexander Wertmann spielt Dimi in „Masel Tov Cocktail“ (© Screenshot aus dem Film, ARTE Mediathek)