Frau schaut TV

Eine Liebeserklärung an: Trash-TV

Es sind die kleinen Dinge, die uns den Alltag versüßen. Wir alle kennen diese kleinen Muntermacher, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder die guten Tage noch schöner werden lassen! Unsere Liebeserklärung bietet diesen Glücksmomenten eine Bühne.

Liebes Trash-TV, 

niemals hätte ich gedacht, meine Liebe zu dir könnte noch größer werden, doch es ist passiert: „Corona made me do it even more“. Die ersten Anmeldungen und Käufe und ich war dein. Jetzt ist mein Abonnement premium und unsere Verbindung auch. Wir sind exklusiv, denn ich sehe alles eine Woche vorher, eine Woche, in der du der restlichen deutschen Fernsehwelt verborgen bleibst und sie dich nur in seltsam kurzen Teasern erahnen kann. Alle überdramatischen Streits und Zickereien des Bachelors, ein paar zu tiefblickende Details der Kandidat*innen von „Love Island“, „Are you the One“ oder „Sommerhaus der Stars“. Ja, ich bin zu tief drinnen, lege dir mein Herz zu Füßen.  

Huch, plötzlich Influencer*in

In dir, liebes Trash-TV, sehe ich die Abgründe meiner selbst und die der Menschheit. Auf eine unangenehme, betrunkene Art. Ich beobachte, was ich niemals tun würde, wozu ich niemals den Mut hätte. Alle Menschen beteuern, sie suchen die große Liebe oder einen höheren Sinn – nach Sendeschluss ist auch für die gefundene Liebe Schluss, aber die Influencer-Karrieren bleiben. Und dann gehen diese gemachten Influencer*innen ins „Dschungelcamp“ und meine Liebe entfacht erneut. „Zu viel Promiflash, zu viel Liebesnest, zu viel Gossip“, doch genau das schätze ich so sehr. Kopf ausschalten, das geht vorwiegend mit dir. Bei seltsamen Spielen müssen sich deine Kandidat*innen beweisen. Beweisen heißt in deinem Fall: im Bikini seltsame Challenges leisten, herumknutschen, durch Pasta rutschen oder seine vergangenen Fauxpas offenbaren. Ich gucke zu, lasse mich berieseln von der Einfachheit der Fragen und glaube fest daran, dass das Gewinnerpaar durch wahre Liebe verbunden ist.

Und ich scheine nicht die Einzige zu sein: Deine Sendungen werden hochfrequentierter und qualitativer, emotionaler und entblößender. Trash-TV – du bist ein Tabubruch. Alle Akademiker*innen betrachten dich abfällig, doch ich schaue zu dir hoch. Ein Schauspiel, ein Theater – du bist Dichterkunst. Manchmal muss ich einfach vom Alltag entkommen, du bietest mir den perfekten Rahmen dafür. In kurzer Zeit durchlebe ich Ibiza-Urlaub, Survival-Camp und Liebesaffäre – und muss mich dafür nicht einmal aus dem Bett bewegen.

Auf viele weitere Jahre, die sicher ein paar leuchtende Sterne am Promi-Himmel hervorbringen werden. Ich verspreche dir: Ich werde bleiben. Aus erster Reihe werde ich mir das Gemetzel ansehen, mit einer süßen Tüte neben mir, einem Wein in der Hand und der Gewissheit im Herzen: Etwas Besseres schafft das deutsche Fernsehen sicher nicht.

Wo das herkommt, gibt es noch viel mehr:

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Bildquelle: Foto von Andrea Piacquadio von Pexels, GIF; CCO-Lizenz