Drei Männer sitzen auf der Veranda

Liebeserklärung an: Krass verschiedene Freund*innen

Gestern habe ich mich mit zwei Freundinnen getroffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine ist ein Kopfmensch, die andere ein Bauchmensch. Die eine durchdenkt alles, die andere handelt einfach. Die eine redet viel, die andere lacht viel. Beide sind wirklich sehr unterschiedlich – nicht nur, was ihre Temperamente betrifft, sondern auch, was ihre Art und Weise, die Welt und sich selbst zu betrachten angeht.

Und dennoch habe ich beide sehr gern.

Derartige Gegensätze finden sich unter all den Menschen, die ich meine Freund*innen nennen darf, häufiger. Ich rede hier nicht nur und nicht zwangsläufig von „oberflächlichen“ Unterschieden, die das Geschlecht, das Alter oder die Herkunft betreffen, sondern von Unterschieden, die über derartige Lappalien hinausgehen.

Was für Unterschiede?

Manche nehmen sich selbst sehr ernst und sind doch in sich zurückgezogen; andere sind wahre Selbstdarstellerinnen und können sich selbst doch nicht ernstnehmen.

Manche lieben das Spiel und das Risiko; andere nur den Sieg und die Sicherheit.

Manche von ihnen sind interessiert, engagiert und aktiv; manche von ihnen interessieren sich für andere Dinge.

Manche reden lieber, andere hören lieber zu.

Manche sind alt geworden, manche bleiben ewig jung. Manche schlagen Wurzeln, anderen wachsen Flügel. Erstere haben Angst vorm Fliegen, letztere fürchten die Wurzeln.

Viele von ihnen suchen nach etwas: nach der großen Liebe, nach der großen Freiheit, nach dem großen Geld. Hauptsache groß. Andere suchen nach gar nichts und folgen dem Leben so, wie es eben läuft. Und einige wenige sind schon angekommen an dem Punkt, nach dem sie gesucht haben.

Aber wie kann es überhaupt dazu kommen, dass Freund*innen in so vielen Hinsichten derart unterschiedlich sind? Bedeutet das, dass man einfach nicht wählerisch genug ist und sich im Prinzip mit allen Menschen zufriedengibt, die sich irgendwie einen Weg ins eigene Umfeld verschaffen?

Bin ich nicht wählerisch genug?

Denn sicherlich kennen wir auch alle diese Menschen, deren Freundeskreise fast vollkommen homogen zu sein scheinen. Alle scheinen in Bezug auf alles dieselben Meinungen zu vertreten, denselben Lebensstil zu pflegen und sogar dieselben Getränke im Späti zu kaufen. Alle scheinen perfekt zusammenzupassen und sich untereinander bestens zu verstehen – und: alle sind jederzeit vollkommen austauschbar.

Versteht mich nicht falsch: Natürlich kann es immer vorkommen, dass man zum Beispiel zwei Freund*innen hat, die sich erstaunlich ähnlich sind. Aber wenn wirklich alle Freund*innen mehr oder weniger gleich wären – was würde das für die Freundschaften bedeuten, die wir führen? Im Endeffekt doch nur, dass auch sie alle mehr oder weniger gleich wären.