Barbie ist die Kindheitsheldin vieler

Ein Stück Kindheit: Wie feministisch sind Barbie-Filme?

Barbie – das perfekte Mädchen, was einfach alles kann. Reiten, tanzen, die Welt retten – am besten noch, während sie singt wie ein Engel. Barbie-Filme waren ein Stück Kindheit. Heute bekommen sie oft Kritik: Sie würden ein falsches Bild vermitteln. Aber ist das so?

Ich habe Barbie geliebt. Der erste Film, an den ich mich erinnern kann, ist „Der Nussknacker“. Einer meiner Favoriten hingegen war „Die Prinzessin und das Dorfmädchen“. Anneliese und Erika: Zwei Heldinnen meiner Kindheit, die ich sogar als passende Puppen zuhause hatte. Und ich gebe zu, Erikas blaues Kleid wäre bis heute etwas, was mich glücklich machen würde. Und das ist wahrscheinlich nicht nur bei mir so, denn Barbie hat eine ganze Generation geprägt. Die Puppe zählt zu den meistverkauften Spielzeugen auf der Welt. Es gibt außerdem fast 40 Filme, in denen sie in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft. In den letzten Jahren wurde Barbie jedoch oft scharf kritisiert. Sie würde ein falsches Frauenbild vermitteln, der Feminismus des 21. Jahrhunderts sehe anders aus.

Ein Film wie in alten Zeiten

Letzte Woche waren meine Schwester und ich krank. Wie in alten Zeiten entschieden wir uns dazu, einen Film anzusehen. Es wurde „Barbie in: Die zwölf tanzenden Prinzessinnen“. Genevieve (so heißt Barbie in dem Film) und ihre elf Schwestern lieben das Tanzen. Sie sind aber auch wild und ungestüm, weswegen ihr Vater Herzogin Roswitha bittet, seinen Töchtern gutes Benehmen beizubringen. Roswitha weist die Mädchen in ihre Schranken: Den Alltag müssen sie jetzt mit Putzen und Fächer-Unterricht verbringen. Nachts fliehen die Schwestern sich in ein magisches Reich, das sie durch einen zauberhaften Tanz betreten können. Aber als Roswitha den Vater der Mädchen vergiftet, bleibt den Schwestern nichts anderes übrig, als das magische Reich zu verlassen und ihren Vater zu retten.

Ich muss sagen: Ja, es gibt sicherlich zweifelhafte Aspekte an dem Film. Trotzdem war ich auch überrascht. Ich hatte mich auf den schlimmsten antifeministischen Film aller Zeiten vorbereitet. Auf ein Relikt meiner Kindheit, was ich mit 22 Jahren eigentlich verurteilen sollte. Aber da waren sogar einige Punkte, die ich positiv bewerten würde. Barbie – vielleicht sogar ein feministischer Film?

Verschiedene Darstellungen von Weiblichkeit

Der Film zeigt seinen Zuschauer*innen verschiedene Darstellungen von Weiblichkeit. Ja, richtig gehört! Alle zwölf Schwestern haben verschiedene Hobbys. Sie malen, reiten, laufen auf Stelzen, machen Sport und lesen Bücher. Sie sind vielseitig interessiert und neugierig. Eigenschaften, die vielleicht sogar eher männlich stereotyp zu verorten sind. Roswitha möchte den Mädchen diese Hobbys verbieten, sie sollen sich mit Dingen beschäftigen, die Prinzessinnen eben so tun. Die Schwestern müssen jetzt alle einheitliche und graue Kleider tragen, selbst entfalten dürfen sie sich nicht mehr. Als Zuschauer*in wird einem die ungerechte Behandlung schnell bewusst. Vor allem Kinder können hier lernen, wie wichtig ein selbstbestimmter Charakter ist – egal, ob bei Mann oder Frau. Hinzu kommt, dass neben Barbie auch die Antagonistin eine Frau ist. Roswitha strahlt eine Autorität aus, die sonst oft eher männlichen Figuren zukommt. Auch Frauen können kalt, berechnend und böse sein. Am Ende des Films können die Prinzessinnen ihren Vater retten. Sie beweisen Mut, hecken einen Plan aus und besiegen Roswitha. Dazu brauchen sie keinen Mann. Ich finde, dass diese Botschaft sehr wohl feministisch interpretiert werden kann.

Zu Beginn des Films spielt Genevieve mit ihrem Vater Schach. Sie besiegt ihn. Mit Vorurteilen wie Frauen können kein Schach wird hier aufgeräumt. Genevieve hinterfragt jedoch nicht nur das Schachspiel, schon früh hat sie ein Misstrauen gegen Roswitha entwickelt. Ist das nichts, was wir Kindern mit auf den Weg geben sollten? Selbstbestimmt denken und an das eigene Urteil zu glauben. Dinge, die vor allem für das Selbstbewusstsein junger Mädchen von großer Bedeutung sind.

Die Themen können Kinder bereichern

Auch in den anderen Filmen ist Barbie breit aufgestellt. Ja, sie interessiert sich auch für Pferde, pinke Kleider und Mode. Gleichzeitig surft sie aber auch auf hohen Wellen, rettet als Superheldin und Musketier die Welt oder stellt sich als Fee der bösen Zauberin Laverna entgegen. Barbie kann alles sein, was sie möchte. Einen Mann, der ihr die Welt erklärt, braucht sie niemals. Zwei Aspekte, die ich eindeutig dem Feminismus zuordnen würde. Die Fantasy-Welt, die zum Beispiel in Mermaidia gezeigt wird, finde ich außerdem sehr bereichernd. Die geheime Unterwasserwelt war immer cool, schon als Kind habe ich mich davon inspirieren lassen. Ich bin mir sicher, dass meine Liebe zu Fantasy-Büchern dadurch geprägt wurde.

Barbie weist aber auch einige stereotyp weibliche Eigenschaften auf. Sie ist großherzig, sozial und emphatisch. Das finde ich aber nicht negativ. Denn diese Charakterzüge werden als nichts Schwaches dargestellt, sondern es sind gerade diese Dinge, die ihr meistens zum Sieg über das Böse verhelfen. Man muss nicht körperlich stark sein, um etwas zu bewirken. In einer Konfrontation muss man nicht gleich draufhauen und es ist nichts verkehrt daran, wenn man Angst hat oder weinen muss. Ich denke, dass auch diese Botschaften helfen können, Stereotype aufzubrechen.

Das Körperbild hat wenig Diversität zu bieten

Schwer wiegt auf der anderen Seite jedoch das vermittelte Körperbild. Sowohl Geneveive als auch ihre elf Schwestern haben exakt die gleiche Figur: Die Taille ist schmal, die Beine schlank, die Brüste groß. Raum für Diversity und verschiedene Körperbilder bleibt hier nicht. Vorwürfe, dass die Filme Essstörungen und ein gestörtes Körperbild hervorrufen können, sind meiner Meinung nach absolut berechtigt. Es gibt sogar eine Studie, in der Wissenschaftler*innen Barbies Körpermaße auf einen menschlichen Körper umrechneten. Sie fanden heraus, dass ein Mensch mit diesen Maßen nicht lebensfähig ist.

Alles ist pink und glitzert

Sieht man sich einmal alle DVD-Cove von Barbie an, fällt einem eine Sache schnell auf: Alles ist pink. Auch Genevieves Kleid ist pink, die Schleife ihrer Katze ist pink, ihr Lidschatten ist pink. In Mermaidia hat Elina ein rosa Kleid. Als sie das Böse besiegt, wird sie zu noch einer schöneren Fee in einem pinken Kleid mit pinken glitzernden Flügeln. Schönheit als Belohnung? Das ist wohl eher fragwürdig. Weiblichkeit wird automatisch mit der Farbe pink und Schönheit in Verbindung gebracht.

Das Potenzial ist da

Vor allem Barbies Körperbild ist etwas, was kritisch zu bewerten ist und was es zu hinterfragen gilt. Die Themen sind unterschiedlich, meistens ist Barbie aber eine Prinzessin. Das vermittelt natürlich ein Klischee, das eigentlich durchbrochen werden sollte. Trotzdem ist Barbie weitaus weniger sexistisch als zunächst gedacht und ich sehe sogar einige feministische Punkte, die ich wichtig und richtig finde.

Barbie hat Potenzial. Wie wäre es denn zum Beispiel, wenn sie mal eine blaue Jeans tragen würde und Meeresbiologin wäre? Ich glaube, das käme gut an.

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Bildquelle: Skitterphoto von Pexels; CC0-Lizenz