Was ist Gentrifizierung?

Im Trubel um den urbanen Wohnungsmarkt fällt immer wieder ein bestimmter Begriff: „Gentrifizierung“. Immobilienpreise haben etwas damit zu tun, klar – aber woher der Begriff und die Angst vor diesem doch schleichenden Prozess kommen, das ist nicht immer ganz so ersichtlich.

Geprägt wurde der Begriff schon im Jahr 1964, als die britische Soziologin Ruth Glass die sozialen Veränderungen im Londoner Stadtteil Islington – einem Arbeiterviertel – durch den Zuzug von Angehörigen der Mittelschicht beschrieb. Dabei bemerkte sie Ähnlichkeiten zu Vorgängen, wie sie sich bereits im 18. Jahrhundert abgespielt haben: Damals zogen Teile des niederen Adels von den Stadträndern in die Zentren zurück. Der niedere Adel wird auf Englisch „gentry“ genannt und so entstand der Begriff „gentrification“.

Dieser beschreibt den Prozess des Wechsels von einer finanziell schwächeren (statusniedrigeren) zu einer finanzkräftigeren (statushöheren) Bewohnerschaft und die für das Viertel damit einhergehenden Veränderungen: bauliche Aufwertung, Veränderung der Eigentümerstruktur und steigende Mietpreise. Von Gentrifizierung besonders betroffen sind zentrale, innerstädtische Lagen mit Altbaugebäuden. Der Prozess kann von innen, also durch die Modernisierung von Wohnungen durch Eigentümer oder durch den Zuzug von Menschen mit mehr finanziellen oder kulturellen Ressourcen – etwa besserer Bildung – von außen losgetreten werden.