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Die Geschichte des Bettes von früher bis heute

Ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch quasi bewusstlos, denn diese Zeit wird regelrecht verschlafen. Erholsamer Schlaf ist überlebenswichtig, sodass ein sicherer, trockener, sauberer Ort zur Nachtruhe mehr ist, als nur ein persönlicher Wunsch nach Behaglichkeit. Die Schlafgewohnheiten moderner, westlicher Menschen variieren stark, auch wenn einheitliche Gewohnheiten und Vorlieben generell verbreitet sind. Mittlerweile gilt das rechteckige Bett mit Matratze, Bettdecke und Kopfkissen als Standard europäischer Schlafgelegenheiten.

Allerdings war dies nicht immer so, wie die Geschichte der Entwicklung des Bettes anschaulich belegt. Denn den Komfort eines Bettes mit Matratze, Bettdecken und Kissen, konnten sich über Hunderte Jahre nur ausgesuchte Teile der Gesellschaft leisten. Auch die Nutzung eines Raums allein zum Schlafen ist noch vergleichsweise neu.

 

Das Bett in der Antike

 

Schon früh wurden Schlafmöglichkeiten genutzt, die heutigen modernen Betten auch im Design sehr ähnlich waren. Allerdings waren sorgsam gestaltete Betten aus hochwertigen Materialien oder gar ausgestattet mit einer Art Matratze, lediglich den wohlhabenden Bevölkerungsschichten vorbehalten. Das gemeine Volk schlief dahingegen meist in simplen Lagern auf dem Boden, bestenfalls auf mit günstigen Mitteln gefüllten Säcken oder leichten Matratzen.

Bei allen gut betuchten Mitgliedern antiker Völker waren aufwendig hergestellte Betten aus edlen Hölzern oder Metall mit bespannten Riemen als eine Art Lattenrost die Regel. Zur Unterlage genutzt wurden mit Wolle oder Fasern gefüllte Matratzen, worauf mehrere Decken aus Wolle, Tierfellen und weichen Decken gelegt wurden. Ebenfalls im Gebrauch war zudem mindestens ein Kissenpolster und eine Wolldecke oder ein weiteres Fell als Zudecke.

In den antiken, gehobenen Gesellschaften war es nicht üblich, tägliche und nächtliche Aktivitäten räumlich zu trennen. Vielmehr wurden unterschiedliche Bettformen für spezielle Tätigkeiten und Anlässe genutzt. Neben Betten zum Schlafen besaß man Ehebetten, Krankenlager, Totenbetten, Ruhebetten und etwa kniehohe, heutigen Sofas ähnliche Speisebetten. Insbesondere das Ruhebett wurde häufig genutzt zum Studieren, Schreiben und für gesellige Zusammenkünfte. Zahlreiche Decken aus feinen Stoffen und unterschiedlich große Kissen dienten der Bequemlichkeit. Man ruhte dabei auf einer weich gepolsterten Matratze mit mehreren, hochwertig gearbeiteten Stoffen. Dabei lehnte man sich gegen das aufrechte Kopfteil oder die Lehne entlang der Rückseite wie bei einer modernen Couch.

 

Das Bett im Mittelalter

 

Lange Zeit waren sich Experten ziemlich sicher, dass die im Vergleich deutlich kleineren, beziehungsweise kürzeren Betten unserer mittelalterlichen Vorfahren aus der Tatsache entstanden, dass eben jene Zeitgenossen deutlich kleiner waren, als dies derzeit der Fall ist. Doch selbst unter der Maßgabe, dass die Menschen früher kleiner waren, konnte die auffallen geringe Größe mancher Betten für Erwachsene nicht auf Anhieb erklärt werden.

Aufschluss brachte eine Erkenntnis, die mit dem Wissen um die Andersartigkeit mittelalterlicher Schlafgewohnheiten einherging. Zu dieser Zeit war es nämlich unüblich, in einer komplett vertikalen Liegehaltung zu schlafen. Vielmehr wurde in einer Art halb aufrechter Sitzposition geschlafen, da dies landläufig als gesund betrachtet wurde. Mithilfe zumeist mehrerer Kissen wurde der Oberkörper gegen das Kopfteil des Bettes gelehnt, geschlafen wurde also nach heutigem Verständnis auf dem Rücken. So ergaben sich die erstaunlich geringen Abmessungen von Betten aus dieser Zeit.

Übrigens unterschied sich auch der allgemeine Schlafrhythmus zu dieser Zeit deutlich vom heutigen. Im Mittelalter wurde häufig zur Dämmerung zu Bett gegangen. Das mag während der Wintermonate besonders früh erscheinen, jedoch war es auch eher unüblich die ganze Nacht durchzuschlafen. Vielmehr war es üblich, nach einigen wenigen Stunden noch einmal eine gewisse Wachphase zu pflegen, um sich anschließend erneut zur Ruhe zu legen.

Erstmals zu dieser Zeit kamen Betten mit Himmeln und Baldachinen in Mode. Im Gegensatz zu den vornehmen Betten aus der Antike sind Himmelbetten eher bekannt aus dem europäischen Mittelalter und fanden ihre Notwendigkeit wohl in den nicht gar so mediterranen Witterungsbedingungen. Jedenfalls wurden Himmelbetten tagsüber als Sitzmöglichkeit und zum Empfang von Gästen genutzt. Während im frühen Mittelalter noch der Boden mit mehreren Teppichen bedeckt wurde, um auf fest gestopften Kissen zu liegen und sich mit Pelzen zuzudecken.

Erst spät breiteten sich luxuriöse Betten von den reichen Schichten bis ins einfache Volk aus. Während im 12. Jahrhundert selbst Ritter und nobles Gefolge einfache Strohlager zu mehreren Personen teilten, schlief die feine Gesellschaft im 13. Jahrhundert bereits in kunstvoll gestalteten Himmelbetten, die geschlossen an Alkoven erinnern. Man schlief auf einem ledernen Unterbett, das mit Federn gestopft und mit Seidenstoff bezogen war. Ähnlich eines modernen Überwurfs lag darauf eine gesteppte Decke. Zum Schlafen wurde ein großes Leinenbetttuch darüber geworfen, zusammen mit einigen sogenannte Ohrenkissen, die mit Daunen gefüllt waren. Als Zudecke diente eine pelzgefütterte Decke, die mit Seide bezogen war.

 

Das Bett in der Neuzeit

 

Opulent, von enormer Größe und wie eine Art eigener Raum im Raum standen mittelalterliche Himmelbetten beeindruckend massiv als dominierendes Möbelstück mit dem Kopfteil zur Wand ausgerichtet, aber ansonsten frei im Zimmer. Ab dem 16. Jahrhundert setzten sich Betten auch außerhalb des Adels durch. In den Bauern-, Handwerks- und Bürgerhäusern waren Bettnischen und Schrankbetten sehr beliebt und es entwickelten sich echte Alkoven zum Schlafen. Zwar waren die Schlafbedingungen des einfachen Volks immer noch nicht annähernd so ausgewählt und luxuriös wie jene der betuchten Gesellschaft, doch auch für die arbeitende Schicht wurden bettenähnliche Schlafstätten zum Standard.

Der Adel zelebrierte auch das Bett und dementsprechend das Schlafgemach mit erwartungsgemäß großem Pomp. Es entwickelten sich sogenannte Paradebetten, die zwar auch zum Schlafen genutzt wurden, jedoch in erster Linie zu Repräsentationszwecken dienten. Entsprechend prunkvoll und anfangreich wurden Bett und Paradeschlafzimmer gestaltet. Aufwendig detaillierte Zeremonien begleiteten das Zurechtmachen zum Schlafen und Aufstehen, während hoher Besuch und politische Repräsentanten empfangen wurden.

Mit großem Bewusstsein für Details und durch die Nutzung edelster Materialien und Stoffe entstanden die typisch überladenen Dekors dieser Zeit. Die Stützen des vormaligen Himmels dienten lediglich als Abschluss der massiven Struktur, denn Vorhänge und Baldachin waren an der Zimmerdecke befestigt. Die Nutzung aufwendig gestalteter Textilien und üppige Dekorationen fügten sich idealerweise in einem stilistischen Zug durch den gesamten Raum.

Das zunehmend wohlhabendere Bürgertum orientierte sich bei der Auswahl der Schlafgelegenheit am luxuriösen Vorbild des Adels. Die Nutzung des Paradeschlafzimmers kam im Lauf des 18. Jahrhunderts aus der Mode und auch in bürgerlichen Haushalten folgten weniger komplizierte Bettformen, die sich heutigen, modernen Kastenbetten bereits annäherten.

 

Das Bett des letzten Jahrhunderts

 

Von der Vorzeit des Ersten Weltkriegs bis zu aktuellen Bettentrends hat sich ein enormer Wandel vollzogen. Noch bis in die Zeit der Weimarer Republik waren eigens gefertigte Betten und komfortable, gar luxuriöse Betten nur wohlhabenden Personen vorbehalten. Die Schlafunterkünfte einfacher Arbeiter, Dienstleute, Landarbeiter und dergleichen war sehr simpel. In den großen Städten herrschte überdies eine regelrechte Bettennot. Dies führte dazu, dass viele Familien den Platz in ihrem Bett stundenweise vermieteten. Platzmangel, Armut, schlechte hygienische Zustände und große soziale Schwierigkeiten reichten bis in die lichtarmen, muffigen Kammern, in denen zu viele Menschen leben, arbeiten und schlafen mussten.

Nach den beiden großen Kriegen hat sich in Europa ein allgemeiner Wohlstand etabliert. Hinzu kommt, dass auch Möbel mittlerweile in Massen produziert werden konnten. Moderne Betten waren gestalterisch reduziert auf ihre Funktion und konnten somit zu erschwinglichen Preisen für eine breite Käuferschaft produziert werden. Die Zeit aufwendig gestalteter Betten als repräsentative Vielzweckmöbel mit Aufenthaltscharakter war vollständig vorüber. Dahingegen hat sich die Einrichtung eines separaten Schlafzimmers durchgesetzt, das tagsüber in der Regel ungenutzt bleibt.

Ebenso wie die Nutzung des Bettes hat sich das Verständnis der individuellen Schlafhygiene entwickelt. Ein gutes, hochwertiges Bett besticht nicht mehr durch seine eindrucksvolle, handwerkliche Ausführung, sondern durch Funktionalität und ergonomische Maßstäbe. Vor allem Lattenrost und Matratze sind erhebliche Bestandteile eines modernen Bettes, die für einen besonders erholsamen Schlaf sorgen. Diese Faktoren sind beinahe noch wichtiger, als das Design des Bettes an sich. Nicht nur attraktiv und einladend soll es sein, sondern eine gesunde Körperhaltung und einen erholsamen Schlaf ermöglichen.

 

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Bildquelle: nomao saeki via Unsplash cc0 Lizenz