10 Fragen, 10 Antworten: Ich finde meinen Partner nicht (mehr) attraktiv – was nun?
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3. Wie hat sich das im Laufe der Jahre geändert?
Dr. med. Heike Melzer: In den letzten zehn Jahren hat sich das bei den jungen Leuten durch Pornos, High-Tech-Sextoys, Streaming-Dienste, Portale, Apps und das Smartphone massiv verändert. Ich habe viele junge Patienten, die sich durch die Betten tindern und die es dann nicht mehr schaffen, den Stopper reinzukriegen. Viele verpassen den Ausschalter zu finden und schauen Pornos oder vergessen sich aus den vielen Portalen und Apps abzumelden, weil es schon zu einer Gewohnheit geworden ist. In Pornos und Social Media bekommt man ja auch eine Welt von der Schokoladenseite serviert, mit der die reale Welt manchmal gar nicht mehr mithalten kann. Wir sehen immer schöne Leute, die immer potent sind und dann haben wir einen Partner, der kein Adonis ist und nicht immer kann. Die Messlatte ist hoch und wenn ich die dann als Soll-Wert für mich adjustiere, dann ist der eigene Ist-Wert oftmals weit da drunter und daraus resultieren dann zwangsweise Probleme. Mit der Zeit verändern sich durch das was wir sehen unsere sexuellen Skripte und Fantasien, unser Können und Wollen. Wenn ich mir immer die Luxusbodies und die High Performance Sex Sessions anschaue und gewohnt bin, die auf Knopfdruck zu haben, dann verblasst so ein Partner im Alltag und man selber stumpft ab, vor allem, wenn Routine reinkommt. Am Anfang ist ein Partner vor allem gut, wenn er eine gute Leinwand für die eigenen omnipotenten Träume bietet. Diese Leinwand hat mit dem Partner erstmal recht wenig zu tun. Dann kommt der Alltag hinzu und man stellt fest, dass der Partner doch nicht so klasse ist und eine Persönlichkeit hat, die eventuell mit der Leinwand kollidiert. Dann laufen die Filme nicht mehr so gut. Aber entscheidend ist und bleibt der Sog raus an alternativen Möglichkeiten sich schnell und mühelos sexuell zu befriedigen. Die Triebe koppeln sich von der Liebe sukzessive ab.