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Was passiert, wenn du #unten in der Gesellschaft bist?

Armut ist schwer zu definieren – Armut ist eine Grauzone, aus der du dich nur verdammt schwierig befreien kannst. Arm sein bedeutet ständige Besuche und Anrufe beim Arbeits- und Sozialamt, es bedeutet geringeres Selbstwertgefühl und vor allem eine riesige Scham. Sozialökonomisch schlechter gestellte Menschen müssen sich im Laufe ihres Lebens an sehr viele Vorurteile gewöhnen, und die kommen aus allen Lagern der Gesellschaft, vor allem von oben, aber auch von links und von rechts. Arme Menschen sind faul und müssten doch einfach nur arbeiten gehen, um aus ihrer selbst erschafften Misere herauszukommen – sie können also etwas für ihre Armut, so ein weit verbreitetes Vorurteil. Und genau diese Vorurteile gestalten es so schwierig, die metaphorische Leiter hochzuklettern. Schichten sind längst nicht durchlässig, und werden es so schnell auch nicht werden.
Der Weg hinaus bietet sich meist nur durch Bildung – etwas, zu dem nicht alle Menschen einen fassbaren Draht haben. Dein Elternhaus entscheidet, wo du einmal hingehen wirst. Kinder, die vielleicht die ersten in der Familie sind, die Abitur haben oder als erste in der Familie anfangen zu studieren, fühlen sich oft verloren und orientierungslos – sie haben kein „Vorbild“, an das sie sich wenden können, wenn sie mal wieder nicht wissen, wohin.

Redakteur Christian Baron des Online-Magazins „derFreitag“ rief unter dem Hashtag #unten Menschen dazu auf, ihre Erfahrungen mit sozialer Ausgrenzung zu teilen. Baron ist selbst Arbeiterkind, der als erster in seiner Familie Akademiker wurde, und mit #unten wollte er einen Hashtag für die Geschichten bieten, die aus der Unterschicht kommen, jeden Tag passieren, aber selten gehört werden.