Jung, verliebt und gleichberechtigt – oder doch nicht?

Eine gleichberechtigte Beziehung scheint heute zumindest in der jüngeren Generation selbstverständlich und erstrebenswert. Entspricht dieses Idealbild auch der Realität oder kehren wir im Beziehungsalltag doch wieder zu alten Rollenbildern zurück?

Disclaimer: Der Artikel basiert auf den Erfahrungen unserer Autorin.

Das Ideal: Beide Partner*innen sind gleichberechtigt, unabhängig und teilen sich die Aufgaben im Haushalt fair auf. Nach mittlerweile fast sieben Jahren Beziehung und einer gemeinsamen Wohnung fällt mir jedoch immer wieder auf: So einfach man sich das mit der Gleichberechtigung vorstellt, so schwierig ist die Umsetzung in der Realität – zumindest meiner Erfahrung nach.

Partnerschaft auf Augenhöhe

Mein Freund und ich leben mittlerweile seit drei Jahren zusammen. Wir beide studieren und arbeiten nebenbei. Der Job meines Partners ist ein wenig anspruchsvoller und zeitintensiver als meiner. Trotzdem könnten wir beide fast die gleiche Energie in den Haushalt investieren. Ganz so schwer kann das doch nicht sein, dachte ich beim Einzug in die gemeinsame Wohnung. Wir teilen die Aufgaben 50/50 auf, erledigen sie gemeinsam oder wechseln uns regelmäßig ab. Ich mache die Wäsche und schreibe die Einkaufsliste, er erledigt die Einkäufe und bringt den Müll raus. Den Wohnungsputz und Kochen übernehmen wir gemeinsam. Das klappt mal mehr, mal weniger. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich doch selbst einkaufen fahre, die Wohnung allein putze oder den Müll rausbringe.

Die Macht der klassischen Rollenbilder

Manchmal erscheint es mir einfacher, die Aufgaben selbst zu erledigen, anstatt das Problem anzusprechen, darüber zu diskutieren und weiterhin zu versuchen, den leeren Milchkarton in den sowieso schon überquellenden Mülleimer zu stopfen. Dass eine gerechte Aufteilung schwerfällt, liegt nicht unbedingt an einem unterschiedlichen Ordnungsverständnis oder einer anderen Erziehung, sondern an der Bequemlichkeit des traditionellen Rollenbildes – vor allem, wenn ich selbst mitmache. Aber damit bin ich nicht die Einzige. Frauen wenden dem Bundesministerium für Familie zufolge pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Trotz aller Tendenzen zur Gleichberechtigung und veränderter Geschlechterrollen übernehmen Frauen nach wie vor den überwiegenden Anteil der Hausarbeit, insbesondere die täglichen Routineaufgaben.

Schatz, was gibt es heute Abend zu essen?

Die Lösung des Ganzen: Wir Frauen sollten uns einfach mal zurücklehnen und so richtig faul sein, fordert die Feministin Laurie Penny. Auf der Couch rumgammeln, die Lieblingsserie schauen und den Freund erwartungsvoll fragen, was es denn heute Abend zu essen geben wird. Doch das ist leichter gesagt als getan. Das Geschirr stapelt sich im Spülbecken, die Wäsche wartet darauf, aufgehangen zu werden und im Kühlschrank herrscht gähnende Leere. So gerne ich auch würde, entspannen kann ich in diesem Umfeld nicht so wirklich. Viel zu oft wurde mir beigebracht, wie wichtig ein ordentlicher Haushalt ist. Trotzdem habe ich es versucht. Und ich kann sagen: Es war wirklich hart, aber die Geduld hat sich gelohnt. Mittlerweile denkt mein Freund (zumindest meistens) daran, den Müll rauszubringen. Einkaufen und Kochen sowie den Abwasch machen wir zusammen. Die anderen Aufgaben teilen wir jede Woche neu auf, je nachdem wer wie viel Zeit hat.