Bild: Sascha Wernicke

Gregor Hägele: „Man will seine Spucke nicht mehr schlucken“

Früh ging es für ihn auf die ganz große Bühne: Mit gerade einmal 17 Jahren war Gregor Hägele Teil von Team Yvonne bei The Voice of Germany. Heute singt er seine eigenen Songs, die immer persönlich und mit neuen Twists um die Ecke kommen. Im Interview spricht der 22-Jährige unter anderem über seinen aktuellen Song ANA, der von seiner überwundenen Magersucht geprägt ist. 

Was ich sofort krass fand, als ich mir deinen Lebenslauf angesehen habe: Gerade 2017 bis 2019 war es bei dir ein Auf und Ab. Auf deine Teilnahme bei The Voice of Germany folgte dein Abitur, dann gleich die Teilnahme am ESC-Vorentscheid. Gerade in der Zeit nach The Voice: Wie schwer ist es, nach ein paar Monaten medialer Aufmerksamkeit, wieder in den Alltag zurückzukehren? 

Erst einmal war die Zeit während The Voice absolut krank. Wie du sagst: Ich war ganz normal im Abi und stand davor nie auf einer Bühne. Danach ist man noch ein bisschen auf der Wolke geflogen, aber ab einem gewissen Zeitpunkt wurde es auch frustrierend, als ich den Anschluss verloren habe. Ganz krass gesagt: Ich dachte, das war’s mit der Musik – obwohl es ja noch nicht einmal richtig angefangen hatte.  

Nach dem Abi saß ich mit meinem Vater in irgendeinem vietnamesischen Restaurant und dann kam eine random E-Mail (lacht), in der nur stand, dass man mich für den ESC-Vorentscheid will. Ich habe davor ein halbes Jahr kaum Musik gemacht und dachte, das wäre eine Verasche.  

Dieses neue Hoch war aber zu schnell und zu viel, weil ich meinen Auftritt auch arg versemmelt habe. Es hat mir gezeigt, dass ich dafür noch nicht ready war.  

Deswegen freut es mich umso mehr, dass ich über die letzten drei bzw. vier Jahre alles stetig aufbauen konnte.  

Es war halt immer sehr punktuell davor. Wobei du nach dem ESC ja erst einmal auf Weltreise gegangen bist. Wie lang warst du unterwegs und welche Länder hast du besucht? 

Ich war circa fünf Monate unterwegs (…) in Südostasien. Lustigerweise fliege ich morgen wieder nach Vietnam mit meinen beiden Geschwistern für zwei Wochen. Das waren auch krasse Eindrücke. Jeder, der das hier liest: Reisen ist einfach ein Träumchen, auch neue Sachen zu erleben und zu sehen, dass Deutschland nicht der Nabel der Welt ist.  

Ist diese Erkenntnis dann auch die wichtigste Lehre, die du aus deinen Reisen mitgenommen hast?  

Save. Und was ich auch extrem mitgenommen habe, selbst wenn das plakativ klingt: Die Leute waren dort so unfassbar freundlich und herzlich. Auch wenn sie teilweise nur in Blechhütten leben, haben sie so viel gegeben, ohne irgendetwas zu wollen. Das finde ich tierisch schön. In Deutschland war das dann erst einmal wie ein Schlag in die Fresse, als ich zurückkam (lacht).  

Und hat dich die Musik auch auf deiner Reise begleitet?  

Absolut. Ich habe meine Gitarre immer auf meinen Reisen dabei und habe überall, wo ich konnte, gespielt. Ich habe auch ein paar kleine Songs geschrieben und meine ersten Erfahrungen mit Straßenmusik in Asien gemacht.  

Bild: Sascha Wernicke