Greta vs. „Small Dick Energy“-Tate: Ist das Bodyshaming?

Auch Männer sind von Bodyshaming betroffen

Bevor ich mich nun der Frage widme, ob wir es hier mit einem Fall von Bodyshaming zu tun haben oder nicht, will ich eines klargestellt haben: Auch Männer leiden an den unrealistischen Schönheitsidealen, die von der Gesellschaft gesetzt werden. Dazu gehört auch die Größe des Gemächts, nach dem Motto: je größer, desto besser (und desto männlicher). Diesen Vorwurf einfach so abzutun, wird der Sache auch nicht gerecht.

Während ich also den inzwischen wegen Menschenhandels in Rumänien verhafteten Andrew Tate als Person nicht im Geringsten ernst nehmen kann, finde ich es doch gut, dass wir über Gretas Antwort sprechen – vorausgesetzt, wir können konstruktiv darüber reden.

Was ist die „offizielle“ Definition?

Um herauszufinden, was genau „Small Dick Energy“ – also wortwörtlich übersetzt „kleiner-Penis-Energie“ – heißt, werfen wir einen Blick ins Urban Dictionary. Dort finden sich gleich mehrere verschiedene, von User*innen kreierte Definitionen zum Begriff. Ich habe mir daher die zwei mit der besten „Daumen hoch/runter“-Ratio herausgepickt:

„When someone has a small dick and tries to compensate with a massive ego“

oder auch

„When a man goes out of his way to assert his superiority by trash talking anyone he sees as a threat. […] One can only draw the conclusion that the insecurity comes from having a teeny tiny dick.“

Laut den meisten Definitionen bedeutet „Small Dick Energy“ also ein überhöhtes Ego und gesteigerte Aggressivität, die dem Versuch entspringt, einen kleinen Penis zu kompensieren – oder doch eher die eigene Unzufriedenheit damit?

Denn das Problem mit Jugend- und Umgangssprache ist, dass sie oft keine astreine Definition hat: Was sich als Bodyshaming allerfeinster Güte lesen ließe (negatives Verhalten wird durch die Größe des Geschlechtsteils begründet), kann genauso als Kritik an toxischer Männlichkeit und Bodyshaming verstanden werden (am von außen einwirkenden Drang, besonders stereotyp männliches Verhalten an den Tag zu legen, um nicht „unmännlich“ zu wirken).