Gruppen für Trading-Signale: Lass davon lieber mal die Finger!

Wer kennt sie nicht aus Werbeschaltungen auf Instagram und anderen Social-Media-Plattformen; junge Männer Anfang 20 mit schnellen Autos und teuren Uhren, die euch erklären wollen, wie jeder, auch ohne Schulabschluss, finanzielle Freiheit erreichen kann. Was man dafür tun muss?
Einfach in die kostenlose Telegram-Gruppe kommen, Trading-Signale erhalten und die Trades, meist im Bereich Forex (also mit Währungen), diesen folgend durchführen. Fertig!
Die Erfolgsquote liegt bei über 80% und so kann jeder einfach Geld verdienen, während andere sich in unsäglichen „9 to 5 Jobs quälen“, „im Hamsterrad gefangen sind“, „nur für das Wochenende leben“, „zu Robotern werden“ und „ihr Leben verschwenden“ (Anmerkung: Originalzitate).
Doch warum stellt jemand kostenlos solche Trading-Signale zur Verfügung, die angeblich eine Erfolgsquote von 80% und mehr haben? Reiner Altruismus, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Weit gefehlt; wir haben uns dich Sache genauer angesehen!

Die Erfolgsquote der Trading-Signale ist Bullshit!

Zunächst einmal: Wie das Portal daytrading-broker.net aufzeigt, wird niemand mit diesen kostenlosen Trading-Signalen auf Dauer Geld verdienen. Man kann die Statistik zwar so auslegen, dass 80% dieser Trading-Signale einen Gewinn zur Folge haben, ABER das bedeutet nicht, dass man insgesamt einen Bilanzgewinn erzielt. Es ist zwar schön, wenn der Großteil der Trades im Plus endet, allerdings hilft das nichts, wenn die Verlusttrades so gewaltig sind, dass die ganzen kleinen Gewinne und mehr durch einen einzigen Trade, der im Minus endet, aufgefressen werden. Was durch das Befolgen der Trading-Signale am Ende normalerweise übrig bleibt ist nämlich ein Minus auf dem Tradingkonto!

Was haben die Anbieter solcher Trading-Signale davon?

Vor allem eines: direkten Kontakt zu jungen, meist ungebildeten Menschen (und da vorwiegend Männer), die leicht beeinflussbar sind und davon träumen ein besseres Leben zu führen als „die anderen“. Diese sind ein beliebtes Ziel und sprechen auf die Werbung mit viel Geld, schnellen Autos und teuren Uhren vorzüglich an.
Aber das ist bereits das, woraus solche Anbieter einen langfristigen Nutzen ziehen. Meist gibt es auch für sie einen direkten, finanziellen Profit, obwohl sie das Angebot kostenlos zur Verfügung stellen:

Zumeist sind die Personen, die an solch einer Gruppe für Trading-Signale teilnehmen, völlige Anfänger im Trading, die auch über kein Konto bei einem Online-Broker verfügen. Natürliche helfen die Gruppenbetreiber da sehr gerne weiter und empfehlen eine Trading Plattform. Für diese Vermittlung eines neuen Kunden bekommen sie aber vom Online-Broker eine saftige Provision und da kann es ihnen völlig egal sein, ob der neue Trader dann durch die Trading-Signale Geld verdient oder verliert; sie haben ihre Provision auf jeden Fall in der Tasche.

Meist auch Network-Marketing angeschlossen

An den meisten Gruppen für Trading-Signale ist im deutschsprachigen Raum auch ein Network-Marketing-System (auch MLM; Multi-Level-Marketing) angeschlossen, an dem die neuen Trader dann partizipieren sollen, um ihre finanzielle Freiheit zu erreichen. In erster Linie sollen sie dafür neue Leute für die Trading-Signal Gruppe anwerben; wie das aussieht kann man dann wieder in den Werbeschaltungen auf Instagram sehen.
Beworben wird das Network-Marketing-Programm mit allerlei Glanz und Glamour: teure Partys in Clubs, natürlich schnelle Autos, luxuriöse Uhren und, dem Publikum entsprechend, gerne auch mal teure Sneakers. Das Arbeiten ist von überall auf der Welt möglich und da ist es natürlich praktisch, dass das MLM-System auch besonders exklusive Reisen zur Buchung anbietet, für deren Vermittlung die Betreiber natürlich wieder eine Provision erhalten. Kein Scherz; eines dieser Systeme weist auf der Website dezidiert auf die „hauseigene Reiseplattform“ hin.

Fazit zu Trading-Signal-Gruppen

Reich werden schlussendlich nur die Betreiber solcher Gruppen. Als Teilnehmer ist man eigentlich nur die Kuh, die unwissentlich gemelkt wird. Die Trading-Signale führen normalerweise nicht zu einem dauerhaften Gewinn und das Network-Marketing-System ist in erster Linie dazu da, damit die Kühe weitere Kühe zum Melken anbringen. Dafür werden sie mit einem Bruchteil dessen abgespeist, was die Betreiber durch die Vermittlung eines neuen Traders erhalten und dürfen von der finanziellen Freiheit träumen, sie sie aber nie erreichen werden.
Sounds good to me… also nichts wie los und mitmachen!

Foto von D’Vaughn Bell