Halloween

Halloweenkostüme, die du dir einfach verkneifen solltest

Jedes Jahr dasselbe leidige Thema: Halloween. Die amerikanische Tradition ist schon längst übergeschwappt, und neben einigermaßen harmlosen Süßigkeitensammlern entdecken Feierwütige das unendliche Party-Potenzial dieses Tages jedes Jahr aufs Neue. Neben der Frage „Wo?“ stellt sich dann meist vor allem die Frage nach dem „Was?“, nämlich „Was zum Teufel ziehe ich dieses Jahr an?“ Teufel? Zu langweilig. Sexy Teufel? Noch langweiliger.

Während wir als Kinder noch ständig in seltsamen Kostümen rumgelaufen sind und es kein Problem darstellte, weil wir nunmal Kinder waren und sich keiner um die politische Korrektheit geschert hat (und wenn überhaupt unsere Eltern dafür verantwortlich gemacht wurden), sieht es jetzt ganz anders aus. Wir sind nun für unsere eigenen Kostüme zuständig, und um ehrlich zu sein, gibt es (oft zurecht) immer jemandem, dem dein sexy Was-auch-immer nicht passt. Vor allem Berufe verführen dazu, sexualisiert zu werden – man siehe Krankenschwester, Nonne oder Polizist/in. Aber auch Ethnien sind inzwischen zu einem beliebten Kostümobjekt kultureller Aneignung und Verdrehung geworden – beziehungsweise sind sie es schon immer gewesen. Stirnband um den Kopf, ergo: Indianer? Check. Irgendein Asiate, Hauptsache Kimono? Check. Sich das Gesicht dunkel anmalen und als Afrikaner gehen? Check. Rastaperücke auf den Kop…okay ihr wisst worauf das hinaus läuft.

 

Eine feine Linie

 

Es wird immer irgendwo Jemanden geben, der eines der oben genannten Dinge macht, und denkt, es wäre okay. Ist es aber nicht. Und nein, hier spricht kein kulturell hypersensibles Mitglied der Spaßpolizei, dem zu oft auf den Schlips getreten wurde. Sondern jemand, der es satt hat, wenn andere Kulturen oder Hautfarben als Kostüm verwendet werden, ohne sich Gedanken um deren Hintergründe zu machen.
Diesbezüglich erinnert sich vielleicht jemand an die amerikanische Teenagerin, die sich naiverweise dazu entschied, ein Qipao – auch Cheongsam genannt, ein traditionelles chinesisches Kleid – zu ihrem Abschlussball zu tragen, was in den sozialen Medien einen gewaltigen Shitstorm zur Folge hatte. Es gab aber eben auch Stimmen, die kein Problem damit hatte, dass ein kaukasisches Mädchen ein chinesisches Kleid trägt. Was auch immer in ihrem Kopf vorging, wissen wir nicht. Aber dennoch gibt es immer eine feine Linie, zwischen appreciation und appropriation – Wertschätzung vs. Aneignung, also. Und auch neben kultureller Aneignung gibt es viele Gründe, manche Kostüme einfach mal im Schrank zu lassen (oder sie sich erst gar nicht zu kaufen). Alle Kostüme, die in irgendeiner Weise Minderheiten als Verkleidung benutzen oder sich über diese lustig machen, sollte kein Mensch tragen, der wenigstens ein oder zwei Gehirnzellen im Kopf hat. Das meiste sollte ziemlich offensichtlich sein, und wenn du dir die Frage stellen musst, ob du das jetzt anziehen darfst oder nicht, vertrau einfach deinem Bauchgefühl und weich aus. Die Menschen werden dein Kostüm schon erkennen.

Ku Klux Klan

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Ku Klux Klan

Ist für manche vielleicht praktisch, sich für Halloween einfach nur ein paar Löcher in das alte, weiße Bettlaken zu schneiden und einen Spitzhut aufzusetzen. Damit stellt man sich aber auf eine Stufe mit einem rassistischen und gewalttätigen Bund, der vor allem Morde an Afroamerikanern und Juden ausübte und rechtsradikale Ansichten vertritt.

Native American

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Indianer

Klassiker unter den Kostümen – sowohl an Halloween als auch an Karneval. Schon im Kindergartenalter wurden wir als kleine, niedliche Indianer mit Federn im Haar verkleidet, und als Erwachsene haben wir das irgendwie beibehalten. Dass Native Americans, Aborigines und andere indigene Völker jahrhundertelange Traditionen haben, geht an den meisten vorbei. Ein paar Federn ins Haar, ein paar Streifen ins Gesicht, und schon ist man verkleidet. Und zwar als Mitglied einer Gruppe von Menschen, die wirtschaftliche Ausbeutung und Ausgrenzung erleiden. Weltweit gibt es schätzungsweise 370 Millionen Indigene, in etwa 5.000 verschiedenen Völkern. Diese dann auf ein Kostüm und einen Begriff „Indianer“ zu reduzieren, erscheint doch ziemlich schwach.

blackface

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Blackface

Im Jahr 2018, nach Black Lives Matter, nach all den ermüdenden Debatten und Diskussionen über Polizeigewalt und Rassismus sollte es eigentlich nicht schwer sein, sich sein Gesicht nicht schwarz anzumalen. Aber immer wieder laufen Menschen auf der Straße herum, die sich dunkle Farbe ins Gesicht klatschen und als…ja, als was verkleiden sie sich denn nun? Als schwarze Person? Der Begriff Blackface ruht auf dem gleichnamigen Theaterstück, in dem sich weiße Menschen ihr Gesicht dunkel anmalten und irrsinnig rassistische und stereotypische Szenen nachspielten – es stammt von einer Zeit, in der Afroamerikaner systematisch verfolgt und versklavt wurden. Zwar in den USA verwurzelt, war auch in Deutschland nicht von Kritik verschont gewesen, nachdem 2013 bei „Wetten dass…?“ zur paarweisen Verkleidung von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer aufgerufen wurde. Und auch am Anfang jeden Jahres sehen wir es immer wieder: bei Sternsingern. Warum nicht einfach auf Nummer sicher gehen, und sich das Gesicht nicht schwarz anmalen.

Frau Mann Kostüme

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Geisha

Auch ein beliebter Klassiker, der spätestens seit dem Film im Jahr 2005 populär gemacht wurde. Vor allem Mädchen und Frauen verkleiden sich Jahr für Jahr mit Kimono, Eyeliner, roten Lippen und halb geöffneten Augen. Klar sind Geishas vielleicht hübsch anzusehen, aber sie wurden früher in erster Linie als Werkzeuge für Unterhaltung und sexuelle Dienstleistungen genutzt. Was das Klischee, alle asiatischen Frauen seien unterwürfig und puppenhaft, nur weiter anfeuert. Im modernen Japan gibt es Geishas nur noch sehr selten, aber die Verkleidung ist vor allem im Westen immer noch oft vorhanden, ebenso wie Kostüme, die Asien auf einzig und allein Ostasien reduzieren, wie die Drachenlady, die Chinapuppe oder Ninjas.

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Gypsy aka „Zigeuner“

Belastet mit Klischees und Vorurteilen und als Schimpfwort benutzt: das Wort „Zigeuner“ wird vom Zentralrat der Sinti und Roma als diskriminierend bezeichnet und abgelehnt – vor allem weil sie sich nie selbst so bezeichnet haben. Aber das Kostüm hat sich trotz – oder auch wegen – der negativen Konnotation bis jetzt gehalten. Mit dem Klischee des mystischen und nomadischen Lebens können viele sich nicht identifizieren, und benutzen es vielleicht aus genau diesem Grund als Kostüm. Dass Sinti und Roma aber einen historischen Kontext voller rassistischer Verfolgung und Ausgrenzung haben, blendet man mit dem Kostüm aus.

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