Hannover räumt Diskriminierung von Sinti und Roma ein

Ein Forschungsbericht legt die institutionelle Diskriminierung von Sinti und Roma durch die Stadt Hannover offen. Die Landeshauptstadt Niedersachsens reagiert mit Einsicht und räumt Fehler ein.

Die Studie zu „Mechanismen des institutionellen Antiziganismus“ erschien eigentlich bereits im Jahr 2021, ist nun aber wieder aufgetaucht und hatte eine Stellungnahme der Stadtverwaltung Hannovers zur Folge. Der Name der untersuchten Stadt wurde in der Studie zwar ausgelassen (die Rede war nur von einer westdeutschen Großstadt), doch anhand von beschriebenen Fällen und Presseberichten ließe sich nachweisen, dass es sich dabei um die Stadt Hannover handelt, schreibt die Hannoversche Allgemeine. Im Rahmen der Studie wurden zwischen 2013 und 2019 insgesamt 71 Interviews mit teils hochrangigen Mitarbeiter*innen der Verwaltung, des Jobcenters, Betreiber*innen von Unterkünften, Sozialarbeiter*innen und Personal aus Schulen und Schulverwaltung geführt.

Begriffserklärung Antiziganismus: Feindseligkeit, Abwertung und Benachteiligung von Menschen, die als „Zigeuner“ wahrgenommen werden. Am häufigsten richtet sich Antiziganismus gegen die seit dem Mittelalter in Europa beheimateten Sinti und Roma (oder Menschen, die als solche wahrgenommen werden).

Das hat die Studie herausgefunden

Nach den Erkenntnissen des Forschungsberichts (Link zum Dokument als PDF hier) soll die Stadtverwaltung dafür gesorgt haben, dass „als Roma gelabelten Personen“ die Migration nach Hannover nie „zu angenehm“ gemacht werde.

„Der Tenor, was diese Zielgruppe anbelangt, ist: Wir wollen ihnen es hier nicht so gemütlich machen, so. Es gibt große Befürchtungen bei der Stadtverwaltung oder ja, ich glaube, das sind die gleichen Befürchtungen auch in der Stadtgesellschaft: Wenn man hier vernünftige Strukturen schafft, so, dass das wie so eine Magnetwirkung hat und Menschen aus anderen Städten in Deutschland sich irgendwie auch an [Name der untersuchten Stadt] orientieren.“

Ausschnitt aus einem der Interviews (Seite 37)

Die These über eine „Sogwirkung“ fand sich laut den Autoren sowohl im städtischen Handlungskatalog und in Ratsprotokollen als auch in fast allen geführten Interviews wieder. Die Befürchtung: Erfolge der Zugang zu sozialen Gütern und städtischen Dienstleistungen zu liberal und zu freizügig, folge ein massiver Nachzug an „integrationsproblematischen Menschen“, wie sie der ehemalige Sozialdezernent bezeichnete.