Hassobjekt: Partygäste, die einfach nicht gehen wollen!
Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten immer Montags in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: Partygäste, die nicht gehen wollen.
Ein Hassobjekt von Leonie Habisch. Illustriert von Lotte Düx.
Die goldene Regel aller Hauspartys „Sei niemals der Gastgeber“ existiert nicht umsonst. Du musst deine Bude aufräumen, einen Haufen Zeug einkaufen, hinterher Flecken wegputzen, deren Herkunft du eigentlich gar nicht wissen willst – und dann sind da auch noch die Gäste. Besonders diese eine Art von Leuten, die immer noch auf deiner Couch hocken während du schon die Pfandflaschen zusammensammelst. Nur, dass sie noch nicht mal daran denken, dir dabei zu helfen.
Das sind die Leute, die einfach nicht wissen, wann sie gehen sollen. Ihr Gegenpart: die Menschen, die sich für den „Polnischen“ entscheiden. Wobei der „Polnische“ meines Erachtens nur ein fancy Begriff für wie-ein-unsoziales-Arschloch-ohne-Verabschiedung-von-einer-Party-verschwinden ist. Ich bin auch kein Fan von 37 minütigen Verabschiedungsrunden mit Bussi links, rechts und Fake-Umarmungen. Ein einfaches „Viel Spaß noch heute Abend! Vor allem dabei, meine Bierflecken aus deinem Teppich zu entfernen“ ist ja aber wohl nicht zu viel verlangt.
Die, die früher gehen.
Widmen wir uns diesen beiden Typen doch mal genauer. Du hast Geburtstag, bist neu eingezogen oder der hiesige Getränkemarkt um die Ecke macht Ausverkauf – einen Grund zum Feiern findet man halt immer. Du verabschiedest dich von der goldenen Regel und lädst deine Freunde ein. Die Nachbarn sind gewarnt, die Snacks stehen bereit und die ersten Leute sind schon da. Der Abend wird gut. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem du feststellst, dass deine neue Bekannte vom Nebenjob schon wieder weg ist, nachdem sie erst vor einer halben Stunde angekommen war.
Warum? Warum schaffen es Leute, einfach wieder zu verschwinden? Es gibt einfach keine adäquate Begründung dafür. Wenn du die Musik scheiße, die Leute langweilig und das Bier zu billig findest, dann tu was dagegen. Biete an, dein Handy an die Anlage anzuschließen, sprich neue Leute an oder geh schnell zum Supermarkt und kauf noch was anderes zu trinken. Wenn du für all das zu faul bist, solltest du dir wenigstens eine halbwegs glaubwürdige Ausrede einfallen lassen und dich zu Hause wieder deinem Laptop und einer Eispackung widmen, du unsoziale Sau!
Die, die länger bleiben.
Andersherum gibt es Leute, die deine aufgeräumte Wohnung und deine Anwesenheit sehr schätzen. So sehr, dass sie einfach nicht gehen wollen. Langsam verabschieden sich alle und nur die Leute, die sich zum Übernachten angemeldet haben, sind noch da. Gemeinsam beginnt ihr, die Pfandflaschen vom Müll zu trennen und Platz zu schaffen, damit alle irgendwo schlafen können. Jeder packt mit an. Bis auf diese beiden Leute, die sich in aller Seelenruhe den zehnten Longdrink mixen.
Sie diskutieren über Bourdieus moderne Klassentheorie und Konstruktivismus. Dabei kommen sie nicht mal ansatzweise auf die Idee, dir beim Aufräumen zu helfen oder wenigstens die Sessel, auf denen sie sitzen, zur Seite zu schieben, damit deine beste Freundin, die 400 km Zug gefahren ist, um dich zu besuchen, ihre Isomatte ausrollen kann. Auch nach mehrfacher indirekter Aufforderung bekommen sie es einfach nicht mit.
Kenn dein Limit!
Brauchen wir ernsthaft wie früher wieder Einladungskarten mit Beginn und Endzeit für eine Party? „Lieber Max, hiermit lade ich dich herzlichst zu meinem 23. Geburtstag ein. Bitte bring eine Flasche Alkohol, gute Laune und wenn du magst deine Freundin mit. Es wird Getränke und Fingerfood geben. Irgendeine Torte wird sicher auch da sein. Ich würde mich freuen, dich um 20:30 Uhr bei mir begrüßen zu können. Um 2:30 Uhr kannst du dich dann von der Nachtbahn oder einem Taxi abholen lassen. Bitte sage mir bis nächsten Mittwoch Bescheid, damit ich genug Bier kaufen kann. Liebste Grüße“
Einige Leute scheinen das zu brauchen, da sie es einfach nicht verstehen wollen. Dass man sich zwischen dem zweiten Drink und dem Moment, an dem der Gastgeber die Musik ausschaltet, verabschiedet und geht, ist ja so schwer nicht zu verstehen. Dachte ich jedenfalls. Ob du den zweiten oder ersten Typ nerviger findest, liegt hiermit in deinem Ermessen. Unseren geballten Hass haben jedenfalls beide verdient.
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Lotte Düx ist eine junge Illustratorin und Designerin, die nach Stationen in Wiesbaden und Köln ihre Wahlheimat in München gefunden hat. Mit einer Vielfalt an Stilen illustriert sie pointiert und detailverliebt ebenso das Schöne und Skurrile, wie Missstände und das aktuelle Zeitgeschehen. Daneben findet sie noch Zeit für ZEITjUNG das Hassobjekt mit ganz viel Liebe zu illustrieren. Danke!