Hate-Watching: Warum uns GZSZ und Co. faszinieren
Auch das Vergleichen von Menschen untereinander in sozialen Gefügen kann ein Grund für Hate-Watching sein. Denn sehen wir im Fernsehen Menschen, denen wir uns in irgendeiner Form überlegen fühlen, verleiht uns das ein besseres Gefühl. Das können sowohl fiktive Seriencharaktere als auch Personen des öffentlichen Lebens sein, mit denen wir so gar nichts anfangen können. Die Gründe dafür sind vielfältig und gehen von nervigen Charakterzügen bis hin zu vermittelten Werten, die unseren eigenen in irgendeiner Form widersprechen. Haben wir diese vermeintlichen Schwächen einer Person erst einmal erkannt, genießen wir das Gefühl, ihr in unseren Augen einen Schritt voraus zu sein. Diese Wirkung wird noch zusätzlich verstärkt, wenn wir uns zusammen mit anderen Personen dem Hate-Watching hingeben. Denn gemeinsame Abneigungen verbinden. Daher macht es vielen umso mehr Spaß, gemeinsam mit Freund*innen über klischeehafte Serien oder unauthentische Influencer*innen die Augen zu verdrehen.
Haters gonna hate?
Obwohl Hate-Watching eher wie ein etwas fragwürdiger Zeitvertreib für zwischendurch wirkt, gehen manche Menschen noch ein ganzes Stück weiter. Sie finden sich untereinander sozusagen als „Anti-Fans“ zusammen, um sich zahlreiche Aufnahmen oder Auftritte der ihnen verhassten Person zu Gemüte zu führen. Diese kollektiven Widersacher*innen sind beinahe besessen vom Hass auf eine öffentliche Person, sodass sie kaum aufhören können, sich mit dieser zu beschäftigen. Besonders auf Social Media machen sie ihrem Ärger oft in Form von beleidigenden Kommentaren oder Beschimpfungen Luft. Ziemlich ungesund also, wenn aus gelegentlichem Hate-Watching ein gewissermaßen leidenschaftlicher Hass wird.
Doch auch fernab von diesem Extrembeispiel können sich aus Hate-Watching schnell ziemlich unschöne Angewohnheiten entwickeln. Denn haben wir uns erst einmal daran gewöhnt, über andere Menschen zu urteilen oder uns gar über sie lustig zu machen, lässt sich das oft nicht mehr so schnell ablegen. Dabei spielt es keine Rolle, dass sich Hate-Watching ausschließlich auf Hassobjekte bezieht, mit denen wir nicht im persönlichen Kontakt stehen. Die überlegene Haltung, welche man dabei einnimmt, ist nämlich alles andere als förderlich im Umgang mit unseren Mitmenschen. Hate-Watching kann daher unsere allgemeine Grundstimmung negativ beeinflussen, sobald es zu einer Gewohnheit wird.
Dass Hass dementsprechend nie die richtige Lösung sein kann, liegt auf der Hand. Bevor wir also beim nächsten Mal wieder eine Serie einschalten, die uns höchstens ein überlegenes Lächeln entlockt, sollten wir uns lieber etwas widmen, das uns wirklich Freude bereitet.
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Bildquelle: Vlada Karpovich via Pexels; CC0-Lizenz