Helfen kostet nichts: So wird Geiz noch geiler
Von Gidon Wagner
Das Internet hat sich in wenigen Jahren von der Teletext-Alternative zu einem riesigen Marktplatz gemausert. Was man online nicht kaufen kann, existiert nicht. Im Jahr 2014 gingen nach Schätzung des Deutschen Handelsverbandes alleine hierzulande 40 Milliarden Euro über den virtuellen Ladentisch. Online geht’s eben schneller, leichter, günstiger. Genauso einfach wie das Einkaufen ist aber auch soziales Engagement im Netz. Kostenlose Möglichkeiten für die kleine gute Tat am Tag findet Ihr in diesen Artikel.
Zumindest der Spender merkt mit dem dem Dienst „Helfen kostet nix“ keinen Unterschied im eigenen Geldbeutel. Eine kleine Abgabe zahlt der Shop-Betreiber, wenn der Kunde über den Dienst einkauft. Man spricht dann von einer sogenannten Affiliate-Provision. Vergleichsportale etwa streichen diese Summe normalerweise für sich ein und leben von solchen Provisionen. Wer über „Helfen kostet nix“ einen Partnershop auswählt und dort einkauft, spült mit diesem Prinzip der gemeinnützigen Firma eine Provision in die Kasse, die dann wohltätig weiterverarbeitet wird. Der Dienst spendet nach eigenen Angaben 90 Prozent seiner Einnahmen – zum Beispiel an die Organisation „Ich will da rauf! e.V – Klettern für Menschen mit und ohne Handicap“, das Projekt “Spenden für Gambia” in Kooperation mit dem Förderverein Sukuta-Wannsee e.V. und viele weitere. Ein ähnlicher Dienst ist boost, der mit einem Browser-Plugin Spenden beim Einkaufen auf beliebten Shops wie Amazon, Zalando oder DaWanda zu einem Kinderspiel macht. Auch hier merkt der Käufer nichts am Preis – die Spenden laufen automatisch im Hintergrund, über eine Provision beim jeweiligen Shop-Anbieter.
Muss das wirklich zum Sperrmüll?
Neben praktischen Tools wie boost engagieren sich viele Shop-Betreiber mittlerweile selber, um Kunden zu bewussteren Einkäufern zu machen. Das Würzburger Online-Designkaufhaus „Freudenhaus“ zum Beispiel will auch Bedürftigen eine Freude machen, und ruft dazu in einem Beitrag auf, alte aber noch intakte Möbel nicht zum Sperrmüll zu bringen, sondern an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Alleine in Würzburg listet das Unternehmen eine Hand voll Organisationen auf, die Gebrauchtes kostenlos abholen und weitergeben. Die gebrauchten Sachen werden in Sozialkaufhäusern dann sehr günstig verkauft oder sogar gratis verteilt – an jene, die sich Basics nicht leisten können, während andere auf der Jagd nach Designermöbeln sind. Jeder kann in seiner Stadt solche Organisationen in fünf Minuten ergooglen und dort vor dem lästigen Gang zum Sperrmüll anrufen. Wenn das Stück noch brauchbar ist, wird es abgeholt. Praktisch und geiler als Geiz.
Virtuelle Sammelbüchsen für jedermann
Wer selbst eine Homepage oder einen Blog hat, kann mit Diensten wie Altruja selber zum Spendensammler für ausgewählte Projekte werden. Der Dienst eignet sich auch für Unternehmen oder Verlage hervorragend, um selber zum Fundraiser zu werden. Mit einem etwas anderen Konzept bietet auch das Unternehmen betterplace.org die Möglichkeit, selber zu sammeln. Auf einer eigenen Micro-Seite können auf dem Portal Spendenformulare erstellt werden, um sie anschließend zum Beispiel in sozialen Netzwerken zu bewerben. Hier muss der sozial Engagierte nur ein bisschen Zeit investieren.
Wer helfen möchte, kann im Netz Reichweite und Wirkungsgrad seines Engagements multiplizieren. An den Beispielen oben merkt man, dass das Netz Potenzial hat, die Welt weiter zu verändern. Nicht nur durch (unnützes) Wissen und (süße) Katzenvideos, sondern durch Taten. Und wenn es dafür nicht reicht, kann man wenigstens von sich behaupten, man hätte es versucht.
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Bildquelle: Matthias Frenne unter CC BY 2.0