Darum bekommt Hollywood keine Gesellschaftskritik auf die Reihe

Die Gucci-Familie ist alles andere als erfreut über die Darstellung ihrer Familienmitglieder in „House of Gucci“ und mit „The Last Duel“ ist Ridley Scott ein Werk gelungen, das bei Kritiker*innen gut angekommen ist, an den Kinokassen jedoch kläglich scheiterte. Was auch daran liegt, dass Hollywood kein Interesse an ehrlicher Kritik hat. Ein Kommentar.

Die Schuldigen sind für den britischen Filmemacher auch schnell gefunden – es sind die Millennials, wie er in Marc Maron’s WTF podcast sagt:

„I think what it boils down to — what we’ve got today [are] the audiences who were brought up on these f***ing cell phones. The millennials do not ever want to be taught anything unless you are told it on the cell phone“

Trägt das Publikum also selbst die Schuld am ausbleibenden Erfolg von „The Last Duel“ und kann es keine wichtigen und lehrreichen Filme mehr wertschätzen? Höchstwahrscheinlich nicht. Wie meine Kollegin bereits in ihrer Preview feststellen musste, hat sich der Film nämlich schon bei der Suche nach seinem Zielpublikum verlaufen. Auf der einen Seite will der Film feministische Inhalte vermitteln und lange bestehende Ungerechtigkeiten aufzeigen. Auf der anderen Seite verliert er sich jedoch ab und zu in Hollywood-typischen, blutigen Kampfszenen – die natürlich brutal und dreckig sein müssen, weil das moderne Kinopublikum den massenhaften Bildschirmtod männlicher Charaktere schon lange gewohnt ist. Mal im Ernst, fühlt sich irgendwer unwohl, wenn im neuen Star-Wars-Film wieder reihenweise Stormtrooper von unseren Held*innen über den Jordan geschickt werden? Zumeist mit komödiantischem Unterton, sodass auch jede*r versteht, dass das lustig ist? Der Tod weiblicher Charaktere wird dahingegen immer noch spärlich und besonders wegen seines Schock-Faktors genutzt oder um einen Rachefeldzug unseres Hauptcharakters zu rechtfertigen – was genauso falsch ist.