Eine Frau mit schwarzen Haaren und einem silbernen Bandana steht vor einer Wand, die mit schwarz-weißen Postern beklebt ist, und schaut in die Kamera.

Deutschrap und Feminismus – passt das zusammen?

Ist es verwerflich, sich für Frauen*rechte einzusetzen und gleichzeitig Fan von Rappern zu sein, die Frauen* in ihren Songs öfter mal als Bitch oder Hoe bezeichnen? Muss man deswegen jetzt ein schlechtes Gewissen haben? Spoiler alert: Nein, muss man nicht. Und dennoch sollten wir unser Hörverhalten häufiger reflektieren.

Freitagnachmittag, 15 Uhr. Ich liege im Bett und scrolle durch Instagram, like Body Positivity-Posts und teile feministische Zitate mit meinen Freund*innen. Ein schneller Blick auf die Uhr – in einer halben Stunde bin ich mit einer Kommilitonin verabredet, wir wollen eine Demo zur sexuellen Selbstbestimmung besuchen. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, sich für solche Dinge einzusetzen, schließlich ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau eines der wichtigsten gesellschaftlichen Themen unserer Zeit. Während ich mich fertig mache, um das Haus zu verlassen, rappt Samra seine Zeilen in mein Ohr: „Die Bitches, die ihr klärt, sind mir Kondome nicht mal wert“.

Ja, ich würde mich definitiv als Feministin bezeichnen. Und ja, ich höre gelegentlich gerne mal deutschen Gangster-Rap. Die meisten würden jetzt behaupten, da prallen zwei Welten aufeinander – meiner Meinung nach lässt sich das Ganze ziemlich gut vereinbaren. Immer wieder entbrennt die Debatte darüber, ob Deutschrap frauenfeindlich ist, immer wieder gehen die Meinungen über dieses Thema auseinander: Sind die Äußerungen der Rapper Stilmittel oder purer Sexismus? Fällt das Ganze noch unter den Aspekt der künstlerischen Freiheit oder sollten Gzuz, Kollegah & Co für ihre Wortwahl dringend zur Rechenschaft gezogen werden?

Wenn man über dieses Thema nachdenkt, sollte man seinen Fokus nicht auf nur ein Genre beschränken. Selbstverständlich erscheint die Problematik vor allem im Deutschrap besonders präsent: Die Texte sind schließlich in der Sprache verfasst, die man mühelos versteht und deren unschöne Ausdrücke einem aus dem alltäglichen Leben bekannt sind; der Beat und der Rhythmus der Songs unterstreichen die oft von Gewalt und Aggressivität geprägten Lines nur noch mehr. Man sollte jedoch nicht ausblenden, dass dasselbe Problem auch in so gut wie allen anderen Musikrichtungen existiert. Spätestens seit „Despacito“ tanzt ganz Deutschland zu den Reggaeton-Hits von Maluma, Daddy Yankee oder Nicky Jam, ohne zu realisieren, dass dort nicht selten sexuelle Übergriffe oder sogar Vergewaltigungen beschrieben werden.