Auf dem Weg ins Kino neckt Sam Mannheimer (Jonathan Elias Weiske, l.) seinen tauben Bruder Jannik (Constantin Keller, r.) in Gebärdensprache, weil der seit etwa einer Woche jede Nacht denselben Traum hat. Die beiden ahnen nicht, welche Bedeutung dieser Traum noch haben wird. Bild: © ZDF / Foto von Roland Guido Marx

„Früher war taub sein ein Ausschlusskriterium“: Interview mit „Hameln“-Schauspieler Constantin Keller

Der Rattenfänger von Hameln ist eine der weltweit bekanntesten deutschen Sagen. Für die Horror-Mystery-Serie „Hameln“ auf ZDFneo kehrt die Sagengestalt wieder zurück – wir haben mit einem der Darsteller gesprochen.

Die Handlung spielt im Hameln der Gegenwart: Dort trifft die blinde Finja auf den gehörlosen Jannik (Constantin Keller). Er behauptet, Finja und Ruben – einen Jungen mit Gehbehinderung – in seinen Träumen gesehen zu haben. Die drei seien im mittelalterlichen Hameln auf der Flucht vor etwas Bösem gewesen. Eine düstere Vision dessen, was vielleicht noch geschehen wird?

Zur gleichen Zeit ereignen sich in Hameln unheimliche Mordfälle: Jugendliche töten im Wahn ihre Eltern. Beim Versuch, ihr eigenes Leben zu retten und weitere Morde zu verhindern, entdecken die drei Helden allerdings, dass die angegriffenen Eltern nicht nur Opfer in dem tödlichen Treiben sind.

Interview mit Constantin Keller

Im Vorfeld der Ausstrahlung von „Hameln“ hatten wir die Gelegenheit, ein Interview mit einem Hauptdarsteller der Serie zu führen: Constantin Keller. Der Nachwuchsdarsteller verkörpert Jannik Mannheimer und ist, genau wie seine Figur, gehörlos.

Wir haben mit Constantin über seine Rolle in der Serie, seine persönliche Beziehung zum Material und über die Herausforderungen gesprochen, mit denen man als gehörloser Schauspieler zu kämpfen hat: 

ZEITjUNG: Du spielst Jannik Mannheimer, eine der Hauptfiguren von Hameln“: Was kannst du uns alles über ihn erzählen?

Constantin Keller: Jannik Mannheimer ist ein gehörloser Junge, der seltsame Träume hat und darauf auch anspricht. Jannik selbst ist ein sturer Mensch, der etwas erreichen möchte, auch wenn es fast unmöglich ist, es zu erreichen.

ZEITjUNG: Was verbindest du mit der Geschichte vom Rattenfänger aus Hameln? Wie hat das vielleicht deine Herangehensweise an die Rolle geprägt?

Constantin: Die Geschichte vom Rattenfänger aus Hameln hat meine Oma mir damals sehr oft erzählt. Als ich gemeinsam mit meiner Schwester abends bei ihr war, hat sie uns immer ein Märchen aus ihrem Märchenbuch erzählt und die Geschichte vom Rattenfänger aus Hameln war auch ein Teil davon. Und die Rolle hat einfach zu mir gepasst, ich bin selbst gehörlos, wodurch ich mich besser in das Leben von anderen Gehörlosen hineinversetzen kann.

ZEITjUNG: Man meint, taub zu sein wäre bei Schauspielern ein Ausschlusskriterium (immerhin wird am Set viel kommuniziert). Du hast aber gezeigt, dass es trotzdem geht – wie sah dein Weg aus?

Constantin: Früher war es tatsächlich so, dass taub zu sein ein Ausschlusskriterium für Schauspiel war. Man hat zu viele taube Menschen abgelehnt, meistens mit der Begründung, du kannst nicht hören – es wäre, als würde ein Fisch klettern lernen wollen. Das ist und war auch einer der Gründe, warum wir in heutiger Zeit sehr wenige ausgebildete gehörlose Schauspieler haben.

Durch die heutige Gesellschaft hat sich das Mindset von vielen Menschen geändert, wodurch auch ich einen Zugang bekommen habe zu meinem Traum. Am Set kommuniziere ich meistens verbal, aber ich habe von der Produktion immer eine Gebärdensprachdolmetscher*in an meiner Seite, wenn ich etwas nicht verstehe oder wichtige Anweisungen kommen, die ich nicht mitbekommen habe.