
„Früher war taub sein ein Ausschlusskriterium“: Interview mit „Hameln“-Schauspieler Constantin Keller
ZEITjUNG: Was waren die größten Hindernisse?
Constantin: Die größten Hindernisse waren die Tage, wo ich keine Gebärdensprachdolmetscher*in hatte – zum Glück haben die anderen Darsteller*innen mir geholfen, mich mit anderen zu verständigen. Dann gab es noch dieses eine Kommando „Bitte“ fürs Drehstart, am Set ist es manchmal sehr laut, aber zeitgleich auch sehr ruhig. Ich musste in dieser Situation meistens aufmerksam bleiben, sonst bekomme ich das Kommando „Bitte“ nicht mit. Am Anfang war es schwierig, aber mit der Zeit habe ich mit dem Team einige Lösungen gefunden, wodurch es immer einfacher für mich war.
ZEITjUNG: Ab wann wusstest du: „Schauspiel, das ist das, was ich machen will“?
Constantin: Als ich jung war, bin ich schon mehrmals vor der Kamera gestanden und wollte mit der Zeit immer mehr. Diesen inneren Wunsch habe ich irgendwie verdrängt und habe mich mit anderen Dingen beschäftigt. Als ich mit 18 eine zweite Doku gedreht habe, wusste ich dann direkt, ich möchte Schauspieler werden.
ZEITjUNG: Wie hat dein Umfeld auf diesen Wunsch reagiert?
Constantin: Die meisten waren nicht begeistert davon, sie haben sich eigentlich für mich ein sicheres Leben gewünscht und wussten, dass Schauspielerei ein sehr riskanter Beruf ist und man ist fast nie auf sicherem Boden. Aber sie haben meinen Wunsch respektiert.
ZEITjUNG: Wie sah für dich die Arbeit am Set aus?
Constantin: Die Arbeit am Set hat mir immer Spaß gemacht. Es ist halt sehr viel mit Wartezeit verbunden, aber man lernt da viele neue Menschen kennen und sie alle sind spannend. Ich durfte auch, wenn ich nicht am Set einberufen war, trotzdem mal am Set sein und mal die Dreharbeiten beobachten. Also im Großen und Ganzen ist die Arbeit am Set sehr anstrengend aufgrund der Kommunikationsbarrieren, aber durch meine Kolleg*innen und Dolmetscher*innen hat mir das alles sehr viel Spaß gemacht.
ZEITjUNG: Hast du bereits ein neues Projekt in der Pipeline, von dem du uns kurz erzählen kannst?
Constantin: Im Moment habe ich mein eigenes Lebensprojekt: Ich besuche aktuell eine staatliche Hochschule für Schauspiel und studiere aktuell Schauspiel, wodurch ich in der Zukunft mal auf der Bühne im Theater arbeiten kann und hoffentlich weitere Filmrollen bekommen könnte.
Die Serie „Hameln“ läuft am Montag, dem 30. Dezember 2024, ab 21:45 Uhr auf ZDFneo. Die Folgen werden alle am Stück ausgestrahlt. Alternativ findet ihr die komplette Serie auch in der ZDFmediathek.
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Im Bild: Auf dem Weg ins Kino neckt Sam Mannheimer (Jonathan Elias Weiske, l.) seinen tauben Bruder Jannik (Constantin Keller, r.) in Gebärdensprache, weil der seit etwa einer Woche jede Nacht denselben Traum hat. Die beiden ahnen nicht, welche Bedeutung dieser Traum noch haben wird. Bild: © ZDF / Foto von Roland Guido Marx