Horror Angst

Angstlust und Co.: Warum schauen Menschen Horrorfilme?

Ob in Filmen, (Hör-)Büchern oder Videospielen: Gruselgeschichten sind omnipräsent und faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Aber warum sind einige Menschen eigentlich so angetan von der Idee, Horrorfilme zu schauen – und sich währenddessen zu fürchten?

Horrorfilme sind nicht für jede*n etwas, doch einen Unterschied zwischen Männern und Frauen sieht Lothar Hellfritsch, ehemals Präsident des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, nicht. Am Klischee zart besaiteter Frauen und horroraffiner Männer ist also nicht viel dran. Trotzdem gibt es diejenigen, die Horrorfilme und Co. lieben, aber auch viele, die lieber die Finger davon lassen.

Eigentlich klingt es auch absurd, oder nicht? Wir suchen geradezu nach dem Schrecken, dem Ekel und der Angst – alles Gefühle, die wir in unserem Leben eigentlich vermeiden wollen. Und wenn der Abspann abgelaufen, das letzte Kapitel durchgelesen oder der letzte Level durchgezockt ist, geht es wieder zurück in den Alltag. So als hätten wir gar nicht mitbekommen, dass sich gerade eben erst schreckliche Szenen vor unseren Augen abgespielt haben! Wie ist das möglich? Die Wissenschaft hat sich tatsächlich bereits ausgiebig mit dieser Frage beschäftigt, wir müssen also nichts an den Haaren herbeiziehen.

1. Nichts davon ist echt

Der wohl offensichtlichste Grund: Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben. Am Ende des Tages ist das alles nämlich Fiktion, die unser Erwachsenengehirn (in der Theorie) klar von der Realität trennen kann. Kindern hingegen fällt dies noch nicht so leicht. Deswegen wäre es vielleicht keine so gute Idee, auf dem nächsten Kindergeburtstag eine DVD von „Der Exorzist“ aufzulegen oder aus Stephen Kings „Es“ vorzulesen.

2. Horrorfilme und Co. machen glücklich (?)

Da wir uns selbst währenddessen in Sicherheit wiegen dürfen, empfinden wir nicht pure Angst: Beim Gucken eines Horrorfilms wird Dopamin freigesetzt, welches wir gemeinhin als Glückshormon bezeichnen. In diesem Fall versetzt uns das Dopamin allerdings in einen Zustand der Erregung. So entsteht in unserem Gehirn ein Cocktail aus Angst und Lust, welcher von Psycholog*innen treffend „Angstlust“ genannt wird.

3. Ende gut, alles gut

Die meisten fiktionalen Horrorgeschichten nehmen ein tendenziell gutes Ende: Das Böse ist besiegt, die Hauptfigur am Leben und die aufgebaute Spannung verpufft. Was bleibt, ist die Freude darüber, es geschafft und unsere Angst besiegt zu haben. Ganz wie bei einer Achterbahn.

Weitere Faktoren

Auch die Umgebung kann eine Rolle spielen: Im Kino oder mit Freund*innen ist ein Horrorfilm leichter zu durchstehen als nachts allein. Zudem hat jede Person ihre eigene Toleranzgrenze, die durch unterschiedliche Medien unterschiedlich stark ausgereizt werden kann. Ich persönlich finde zum Beispiel Horrorspiele im Schnitt gruseliger als Horrorfilme, bei ersteren komme ich daher früher an meine Grenzen. Und Horrorfilm ist ja auch nicht gleich Horrorfilm – der Gruselfaktor schwankt innerhalb des Genres immens. Wer Albträume oder gar schlaflose Nächte in Kauf nehmen muss, meidet Horrorfilme und Co. meist lieber komplett. 

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Bildquelle: Stefano Pollio via unsplash; CC0-Lizenz