„Toxic Femininity“: Darum müssen wir über „toxische Weiblichkeit“ sprechen

„Toxische Weiblichkeit“ ist ein Begriff, der oft missverstanden wird. Hier erfährst du, welche Muster diesem Verhalten zugrunde liegen und warum es letztendlich zu einer gegenseitigen Schädigung führt.

In den vergangenen Jahren hat der Begriff „toxisch“ maßgeblich unseren Alltag und den gesellschaftlichen Diskurs geprägt. Als „toxisch“ bezeichnen wir etwas, wenn es uns nicht guttut. Übertragen auf soziale Interaktionen bedeutet das: Wenn eine Person bestimmte Verhaltensweisen zeigt, die bösartig, schädlich oder gefährlich sind, dann wird diese Person als toxisch betrachtet, also als schädlich für uns.

Besonders in Liebesbeziehungen und Freundschaften hat sich dieser Begriff bereits fest etabliert. Schon 2003 sang Britney Spears in ihrem Hit „Toxic“ von einem Partner, der für sie toxisch ist. Doch mittlerweile wird der Begriff auch genutzt, um die negativen Aspekte des binären Geschlechtermodells zu beschreiben.

Was ist „toxische Weiblichkeit“?

Frauen sollen schön sein, aber nicht zu schön; sie sollen weich, empathisch und grazil wirken, dabei aber eine „natürliche“ Geburt anstreben, sich um Haushalt und Kinder kümmern und zugleich ihre Karriere nicht vernachlässigen – jedoch ohne die Männer auf der Karriereleiter zu überholen.

Die Erwartungen an Frauen sind überwältigend, und wer versucht, ihnen gerecht zu werden, riskiert, daran zu zerbrechen. Wenn Frauen unter den belastenden Klischees der Weiblichkeit leiden und sich unter dem Druck des Patriarchats gegenseitig schaden, spricht man von „toxischer Weiblichkeit“ – oder auch „Toxic Femininity“.

Während toxische Männlichkeit bereits ausgiebig in der Öffentlichkeit diskutiert wurde und wird, scheint der Begriff der toxischen Weiblichkeit weniger verbreitet zu sein. Dabei handelt es sich keinesfalls einfach um das weibliche Gegenstück zu dem männlichen Problem. Die Definition des Begriffs „Toxic Femininity“ umfasst den ständigen Vergleich mit anderen, was oft zu Selbstverurteilung und gleichzeitig zu Neid und Missgunst gegenüber anderen Frauen führt.

Du kennst sicherlich Filme wie „Bride Wars“ oder „Mean Girls“, in denen weibliche Charaktere durch Intrigen einander schaden, oft aus Neid und Missgunst. Genau das beschreibt toxische Weiblichkeit – wie weiblich gelesene Personen sich gegenseitig schaden und dabei Fortschritte behindern.

Ein weiterer Aspekt ist das häufige Vorhandensein nur einer starken weiblichen Figur in Filmen, Serien und Büchern – das sogenannte Schlumpfine-Prinzip. Beispiele hierfür gibt es zahlreiche: Prinzessin Leia in „Star Wars“, Penny in der Serie „Big Bang Theory“, Eleven in „Stranger Things“ und viele mehr.

Auch die utopischen Vorstellungen von Schönheit, denen Frauen ausgesetzt sind, können in diesen Kontext fallen. Jegliches Klischee, das Frauen nahegelegt wird, wie beispielsweise sich unterzuordnen, hat das Potenzial, toxisch zu sein und die psychische Gesundheit zu beeinträchtigen.